Skeptisch angesichts der Protagonistin

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marcello Avatar

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"London Road" handelt von Jo Walker. Jo Walker ist jung und gut aussehend. Sehr viel mehr sieht sie nicht in sich, denn sie wuchs in einer Familie auf, wo Armut und Gewalt an der Tagesordnung waren. Um ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder ein besseres Leben beiten zu können, hat sie gleich zwei Jobs und sie nutzt ihr gutes Aussehen und lässt sich von Männer aushalten. Plötzlich lernt sie Cameron kennen. Dieser ist genau das, was sie eigentlich nicht will, aber er zieht sie an und er ist der Einzige, der sie wirklich versteht...
In der Leseprobe befindet man sich in einer Galerie. Jo hat ihren derzeitigen Partner, Malcolm (Millionär), zu dieser Ausstellung begleitet, da einer seiner guten Freundinnen auf dieser ausstellt. Da sich Malcolm vorwiegend mit der Freundin und seinen Kontakten unterhält, hat sie vorsorglich ihre beste Freundin, Joss, mit der sie in einer Bat zusammen arbeitet, und ihren Freund Braden eingeladen. Jo neidet den beiden, dass sie, obwohl sie die ausgestellte Kunst nicht ansprechend finden, doch einen intellektuellen Eindruck machen. Sie selbst behauptet, nur gutes Aussehen bieten zu haben. Während sie sich umblickt, erblickt sie einen fremden, attraktiven Mann. Die beiden messen sich über die Entfernung hinweg und Jo verspürt gleich ein regelrechtes Kribbeln. Sie versucht nicht weiter daran zu denken. Wenig später verabschieden sich Joss und Braden und Jo bleibt mit ihren Sorgen um ihren jüngeren Bruder, der noch nicht nach Hause gekommen ist, alleine zurück. Da taucht Malcolm auf, der ihr verrät, dass er ein Bild von seiner Freundin kaufen will, dass er aber ebenfalls nichts mit der Kunst anfangen kann. Zusammen gehen sie zu dieser Freundin und diese ist ebenfalls mit dem Unbekannten befreundet. Wieder betrachten sich die beiden, diesmal sieht er aber den Arm von Malcolm um ihre Taille und ab da ist sein Blick eher verachtend. Jo erfährt, dass er arbeitslos ist, aber Erfahrung als Barkeeper hat und da ihr Kollege aus der Bar gerade gegangen ist, verspricht Jo ihn mit ins Spiel um den Job zu bringen. Gleichzeitig bekommt sie endlich die erlösende Sms von ihrem Bruder, den sie gleich darauf anruft. Nach dem Anruf erblickt sie hinter sich Cameron, den Fremden, der verächtlich sagt, dass sie sich nicht für ihn um den Job kümmern müsste, aber Jo widerspricht.
Die Leseprobe konnte mich nicht durchweg überzeugen, da ich mal dachte: Toll und dann wieder das Gegenteil. Zunächst war ich schon skeptisch, dass ausgerechnet Jo die neue Protagonistin des Nachfolgers von Dublin Street sein soll. In Dublin Street hat sie mich nämlich überhaupt nicht überzeugen können, da sie da schon sehr auf ihre Äußerlichkeiten reduziert wurde und so als Charakter überhaupt nicht zur Geltung kam. Nun gut, die Ich-Perspektive bietet da natürlich deutlich mehr Raum für eine Charakterentwicklung. Dann fand ich es toll, dass das Protagonistenpaar aus dem ersten Teil gleich auf der ersten Seite auftaucht, so war der Einstieg gleich sehr viel angenehmer. Und dann, natürlich, direkt auf der ersten Seite muss sich Jo erstmal selbst beschreiben. Grundsätzlich muss das sein, man will ja schon wissen, wie die einzelnen Personen aussehen. Aber doch nicht gleich auf der ersten Seite, das wirkt wie: haben wir den Punkt schon mal abgehackt! Ansonsten ist der Start in die Geschichte aber gelungen. Es wird schnell deutlich, dass Jo aufgrund ihrer Vergangenheit Minderwertigkeitskomplexe hat und sich nur auf ihr Aussehen reduziert und reduzieren lässt. Gleichzeitig ist sie aber unglaublich fürsorglich, wunderbar an der Episode mit ihrem jüngeren Bruder auszumachen.
Die erste Begegnung von Jo und Cameron war ebenfalls gelungen, auch hier war das Prickeln genauso toll zu spüren, wie schon einst bei Joss und Braden. Zudem finde ich es hervorragend, dass Cameron offensichtlich nicht aus reichem Hause ist, so dass man einfach von den Voraussetzungen her, jemand anderen hat als Braden aus dem ersten Teil.
Obwohl ich mit der Protagonistin Jo noch nicht ganz warm geworden bin, werde ich "London Road" auf jeden Fall lesen.