London Road

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Ich wundere mich immer, wie ein Buch auf die Bestsellerlisten kommt oder ein Autor zum Bestsellerautor wird. Da muß doch etwas ganz Besonderes geschrieben worden sein. Im vorliegenden Fall ist dies nicht geschehen. Ein Buch ohne neue Einfälle, mit ständigen Wiederholungen und Erotikszenen, die dem Buch wohl die nötige Würze geben sollen, denen eine weniger überlange und detaillierte Beschreibung gut getan hätten. Auch ohne den Vorgängerroman gelesen zu haben, ist die Geschichte leicht verständlich geschrieben. Das Vorleben der Protagonistin ist für dieses Buch nicht von Bedeutung. Johanna Walker ist Mitte zwanzig, gut aussehend und immer auf der Suche nach reichen Männern, um ihrem tristen Dasein zu entgehen. In der Jugend vom Vater verprügelt und seelisch mißhandelt, kümmert sie sich jetzt um ihren 14-jährigen Bruder Cole. Ihre Mutter ist schwer alkoholkrank und verläßt kaum ihr Zimmer. Johanna arbeitet in einer Bar und im Büro eines Steuerberaters. Zur Zeit ist Malcom ihr ständiger Begleiter. Er ist reich und sie bekommt allerhand teure Geschenke von ihm. Sie hofft, daß Malcolm der Richtige für sie ist, bis sie Cameron kennen lernt, lässig gekleidet, tätowiert und arrogant, das krasse Gegenteil ihrer bisherigen Bekanntschaften. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, aber die Beziehung beruht zunächst auf einer rein sexuellen Anziehung. Und diese wird im Buch mehr oder weniger ausführlich beschrieben. Ich kann dem Buch nichts abgewinnen, weil die eigentlichen Probleme nicht angesprochen bzw. gelöst werden. Woher nimmt die Mutter das viele Geld für ihre Trinkerei und warum sorgt niemand dafür, daß sie ärztliche Hilfe bekommt? In einer solchen Umgebung kann ein Jugendlicher nie und nimmer ohne Schaden zu nehmen, aufwachsen. Nicht nur, daß er mit der alkoholkranken Mutter leben muß. Er ist sich viel zu oft selbst überlassen, wenn seine Schwester arbeitet oder sich mit ihren ständig wechselnden Partnern trifft, von denen Cole aber nie jemanden kennenlernt, weil Johanna sich für ihr Zuhause schämt und deshalb niemanden mitbringt. So ist es schwer zu glauben, daß Johanna alle ihre Kraft für ihren Bruder einsetzt, wenn sie das feine Leben, daß ihr ihre reichen Bekanntschaften bieten, genießt, aber ihren Bruder dafür allein läßt in seinem traurigen Zuhause.

Dies ist kein Buch, wie ich es mir zu lesen wünsche. Es hat keinen Tiefgang, bietet für die wirklichen Probleme keine Lösung und vor allem der Sprachstil hat mir nicht gefallen. Von mir gibt es hierfür keinen Stern.