Magische Anziehungskraft

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anni1609 Avatar

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In Edinburgh lebt die 24-jährige Johanna Walker, gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder Cole. Johanna hat es bisher im Leben nicht leicht gehabt. Bis zu seiner Inhaftierung wurde sie regelmäßig von ihrem Vater geschlagen und nun muss sie sich um ihre alkoholkranke Mutter und ihren kleinen Bruder kümmern. Sie liebt Cole bedingungslos und möchte ihm eine bessere Zukunft bieten, als sie eine zu haben scheint. Auch dies ist mitunter ein Grund, weshalb sie sich vor allem auf ältere, aber gut situierte Männer einlässt. Sie genießt die Sicherheit, auch im finanziellen Sinne und bemüht sich, ihren Partnern stets eine „gute“ Freundin zu sein.
Eines Abends wird sie magisch von einem gut aussehenden, jungen Mann angezogen, indem sie ihn über viele Meter hinweg spüren kann. Sie ist verunsichert ob dieser Anziehungskraft und verhält sich Cam gegenüber von Beginn an unwirsch. Allerdings organisiert sie für ihn eine Anstellung in der Bar, in der auch sie mehrmals die Woche arbeitet. Zu allem Übel muss Johanna dann auch noch feststellen, dass Cam in eine Wohnung in ihrem Haus einzieht, ein Stockwerk tiefer.
Johanna versucht sich der Anziehungskraft durch Cam zu entziehen. Doch wird ihr dies auf Dauer gelingen?

„London Road“ von Samantha Young hat mich während des Lesens wirklich positiv überrascht. Vorbehalte wurden von der Handlung weggeblasen und ich habe den Roman wirklich vollkommen genossen.
Die Hauptprotagonistin, Johanna, wächst dem Leser ab der ersten Zeile ans Herz. Der Leser leidet mit ihr und möchte am liebsten beschützend die Hände über sie ausbreiten. Die Figur wurde von der Autorin authentisch erschaffen, mit all ihren Schwächen und Stärken. Sie wirkt von Beginn an sympathisch, was sich im Laufe der Handlung allerdings noch verstärken wird.
Johanna entgegen setzt Samantha Young die männlichen Protagonisten. Auf der einen Seite ist dies der aktuelle Partner von Johanna, Malcolm. Malcolm ist ein Mann, der über 40 Jahre alt ist und sehr vermögend. Er scheint optisch zu gefallen, vor allem ist Johanna aber an der Sicherheit interessiert, die er ihr bietet. Konträr zu Malcolm erscheint Cam. Er ist in Johannas Alter und scheint sich nicht dafür zu interessieren, was andere Leute über ihn denken. Er lebt meist mit Gelegenheitsjobs, kommt damit aber gut über die Runden. Cam ist absolut attraktiv und scheint dies auch zu wissen.
Besonderes Augenmerk legt die Autorin allerdings auf Johanna, weshalb diese die Handlung auch aus der 1. Person wieder gibt. Samantha Young beschreibt in diesem Roman das schwierige Leben von Johanna Walker und ihre Art, mit Problemen umzugehen und diese zu lösen.
Der Roman ist flüssig und leicht lesbar geschrieben. Es handelt sich hierbei nicht um einen sehr anspruchsvollen Roman, dafür ist er aber umso ansprechender. Die Autorin beschreibt detailreich und bildhaft, weshalb sich beim Leser, gerade in erotischen Passagen, doch häufiger der Herzschlag erhöht.
Die Handlung verläuft chronologisch, mit Rückblenden aus der Vergangenheit, sofern diese zum besseren Verständnis beitragen. Die Autorin beschränkt sich bei Erklärungen ausschließlich auf notwendige Informationen, so dass der Lesefluss zu keiner Zeit gestört wird.
Die Handlung verläuft wellenförmig mit mehreren Ups und Downs. Gerade wenn sich der Leser sicher wähnt und die fröhliche, ausgelassene, entspannte Stimmung genießt, dann geschieht etwas Unerwartetes. Das Ende hingegen ist nicht wirklich überraschend. Der Leser erhofft sich diese Art von Ende und wird nicht enttäuscht. Als potentielle Zielgruppe für diesen Roman würde ich eher Frauen sehen. Männern wird meiner Meinung nach die Handlung zu kitschig erscheinen.
Das Cover des Romans ist wunderbar passend zur Handlung gestaltet und zeigt deutlich das Hauptaugenmerk des Romans. Es verspricht nicht zu wenig und auch hierbei wird der Leser nicht enttäuscht werden.
„London Road“ von Samantha Young ist im Ullstein-Verlag im Taschenbuchformat erschienen und besteht aus 513 Seiten. Extras sind in diesem Taschenbuch keine enthalten.

Der Roman „London Road“ von Samantha Young hat mich begeistert. Den Vorgänger-Roman von der Autorin kannte ich zwar nicht, was aber auch nicht problematisch war beim Lesen des Aktuellen. Die Story hat mir gut gefallen, auch wenn sie zeitweise ein wenig kitschig war. Ich habe das Buch in Null-Komma-Nix durchgelesen, weil ich stets wissen wollte, wie es mit Johanna weiter geht. Seit langem habe ich nicht mehr so stark mit einer Protagonistin mitgefühlt wie mit Johanna!
Von meiner Seite somit, vor allem für Frauen, eine absolute Leseempfehlung!