Entzückende Zeitreise ins Jahr 1816

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lesegockel Avatar

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Wenn du plötzlich Droschken und Pferdekarren vor dir hast, Texte im Kerzenschein lesen musst und für Frauen der Politikteil aus der Zeitung genommen wird, damit ihr Gemüt nicht überfordert wird, dann bist du zu Beginn des 19. Jahrhundert angekommen.
Genau das passiert Zoe, die eigentlich ein Auslandsjahr auf einem herrschaftlichen Internat in London macht und bei einer Mitternachtsparty in einen Spiegel schaut. Plötzlich landet sie im Jahr 1816, ist Zofe der adeligen Jugendlichen Miss Lucie und muss versuchen sich schnell in ihre Rolle einzufügen und sich der Etikette anzupassen. Eigentlich heißt sie in der Vergangenheit Traudelwald, doch nicht nur mit der Änderung ihres Namens in Zoe mischt sie die Vergangenheit ordentlich auf, sie schafft es Miss Lucie aus ihrem Schneckenhaus zu locken und wird in Briefform eine Influenzerin der damaligen Zeit. Hierbei erlebt sie auch abendliche Ballveranstaltungen, den Modesalon von 1816 und herrschaftliche Picknicke mit reichlich Dienern. Und sie stellt fest, dass sie nicht alleine in der Zeit zurückgereist ist, sondern der 20-jährige Lord Hayden Falcon-Smith dieses Schicksal teilt und sie gemeinsam herausfinden müssen, warum sie in der Vergangenheit sind und wie sie wieder zurück kommen.

Das Buch ist mit seinem türkis-pinkem Cover mit Blumen und der jungen Lady sehr auf jugendliche Mädchen ausgerichtet, sieht schön aus und hat mit dem Hashtag London Whisper einen ungewöhnlichen Titel, der Neugierde weckt.
Aniela Ley schreibt ihre Zeitreise-Story sehr lebendig und bildlich, sodass ich sehr schnell im Buch und im Jahr 1816 angekommen war und eine gute Vorstellung von Kleidung und Orten der damaligen Zeit bekam. Mit dem flotten Schreibstil bin ich schnell durch die Seiten geflogen.
Die Idee zu dem Buch gefällt mir, zwar erinnert das Buch an Zeitenzauber und die Edelstein-Triologie, aber wem diese Geschichten gefallen, dem gefällt bestimmt auch dieses Buch. Zeitreisen kommen meiner Meinung nach nicht aus der Mode und durch diese hier bekam man ein wenig eine Vorstellung davon, wie es für eine Jugendliche gewesen sein könnte in der sogenannten Regency-Zeit (1811-1820) in Großbritannien zu leben, in der die Rolle von Frauen und jungen Mädchen noch eine andere war.
Die Protagonisten Zoe, Miss Lucie und Hayden waren alle sympathisch und insbesondere Zoe und Miss Lucie durchlebten jeweils eine Entwicklung. Miss Lucie wurde von der unscheinbaren Lady zu einer unternehmungslustigen jungen Frau und Zoe passte sich rasch ihrer Rolle als Zofe an, bekam jedoch bald mehr Ansehen und freundete sich mehr mit Adelstöchtern an, als es vermutlich üblich war. Sie war stets positiv denkend und optimistisch und versuchte damit auch andere anzustecken.
Hayden, der im heutigen London eigentlich Student ist, tritt als geborener Lord und Gentlemen auf und ist ein gut aussehender junger Mann, nachdem sich die Frauenwelt umdreht.
Von den verschiedenen Nebencharakteren, die sehr unterschiedlich und meistens authentisch sind, hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe und Entwicklung gewünscht. Trotz allem haben sie sich gut in die Geschichte eingefügt und diese bereichert.

Insgesamt hat mir dieses Buch ein entzückendes, zügiges und unterhaltsames Lesevergnügen bereitet und es hat Spaß gemacht auf diese Zeitreise zu gehen.
Einen Stern Abzug gibt es leider für den gemeinen Cliffhanger am Ende des Buches und so viele offen gebliebene Fragen, deren Lösungen sich wohl erst in den Folgebänden ergeben. Ich hätte gerne schon in diesem Band mehr Hintergründe zur Zeitreise erfahren.
Nun warte ich auf den nächsten Band und freue mich dann mehr über Zoe und Hayden zu lesen.