Kein Kompendium sinnloser Sätze: Der Alemão ermittelt wieder!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
ninchenpinchen Avatar

Von


Diesen Krimi habe ich als Hörbuch gehört, wunderbar gelesen von dem begnadeten Andreas Pietschmann, der mir mit seiner markanten Stimme gezeigt hat, wie man die vielen portugiesischen Wörter richtig ausspricht.
Herr Pietschmann hat bestimmt einen kleinen Kurs Portugiesisch hinter sich *lächel*.

Der zweite Teil (leider ist das Hörbuch wohl gekürzt, denn es heißt „Autorisierte Lesefassung“) steht dem ersten in nichts nach.
Die Protagonisten, allen voran der Alemão Leander Lost, überkorrekter Autist mit Asperger-Syndrom, sind überaus liebevoll gezeichnet. Graciana Rosado und Carlos Estevez, die waschechten Portugiesen der Policia Judiciária, ermitteln gemeinsam mit Leander Lost in einem überaus komplexen und vielschichtigen Fall. Unter anderem geht es hier um die koloniale Vergangenheit Portugals und damit um den Besuch einer politischen Aktivistin aus Angola.

Leander Lost bedient sich zur besseren Verständigung aus dem Kompendium der sinnlosen Sätze. Herrlich kreativ und humorvoll.
Ich glaube, einige meiner Mitleser – so auch ich – haben geschaut, ob es das wirklich gibt, aber das scheint nicht so zu sein.

Ich hatte ja das erste Buch gelesen und vieles hatte ich noch auf dem Schirm. Trotzdem fand ich es sehr gut für die Neueinsteiger, dass unaufdringlich die wichtigsten Fakten aus Teil 1 noch eingebracht werden.

Der jetzige Fall, anfangs mit der verschwundenen Kollegin Teresa, ist sehr, sehr spannend. Und die Schlussfolgerungen anhand der Parkhaus-Aufzeichnungen lassen einen mit fiebern. Ich mag solche Rätsel in Krimis: Wie hat der Entführer es geschafft, die toten Punkte der Kameras herauszufinden, damit man ihm nicht auf die Schliche kommt?

Man kann es kaum noch abwarten weiter zu hören. Alles passt: Die Protagonisten, das portugiesische Flair, die Beschreibung von Land und Leuten, die kulinarischen Köstlichkeiten - einfach klasse. Mir fehlt nur ein wenig das Meer auf diesem Cover, seufz.
Okay und manchmal gibt es ein bisschen zu wenig Polizeiarbeit zugunsten des Essens und des Trinkens und des ziemlich verfressenen Carlos‘, der hin und wieder ein wenig überzeichnet wirkt.
Bei Carlos muss ich immer an einen früheren Nachbarn denken, der nahm mal von einer Party ein Schnitzel mit, ohne Serviette, ohne Verpackung, und steckte es in sein naturfarbenes Leinensakko. ;-)

Auf den letzten beiden CDs geht es dann richtig zur Sache. Auch hier gilt es wieder jede Menge Rätsel zu lösen und das in einer irren Geschwindigkeit, den die Ermittler stehen unter Hochdruck, wollen sie doch das Leben der beiden Geiseln retten.
Und der Alemão kann mit seiner Sicht auf die Ereignisse glänzen und so auch seine Kollegen am Ende zum Erfolg führen.

Fazit: Ein ungewöhnlicher Krimi, der richtig Spaß macht, mit viel portugiesischem Flair, mit drei wundervollen, liebenswerten Haupt-Protagonisten und komplizierten Rätseln. Wir dürfen mit raten und oft auch herzhaft lachen, z. B., wenn Leander Lost, der Autist, nicht mehr auf das Ablenkungsmanöver mit der fliegenden Möwe hereinfällt.
Ich bedanke mich herzlich beim Argon-Verlag und beim Lovely-Books-Team, dass ich mithören durfte