Zu hundert Prozent schwer mehrfachcharmant ♥

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mel.e Avatar

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Da mir "Lotta Wundertüte" schon sehr zugesagt hat, war ich erfreut darüber auch "Lotta Schultüte" lesen zu dürfen. Mein Dank an dieser Stelle an Vorablesen für diese wunderbare Möglichkeit Lotta näher kennen zu lernen und sie erneut zu begleiten. Klar ist, das Lotta zu hundert Prozent schwer mehrfachcharmant ist und ich mich nicht ausschließlich auf ihre Behinderung fokussiert habe. Über jeden kleinen Fortschritt habe ich mich sehr gefreut, denn ihre Eltern sind bemüht darum, Lotta ein Leben nach ihren Möglichkeiten zu gestalten. Mir imponiert es sehr, wie schonungslos Sandra Roth aus ihrem Alltag berichtet und dabei auch ihre Ängste eingesteht, denn auch sie wird nicht ewig für Lotta sorgen können und ich vermute, dass dieses im Leben mit einem Menschen mit Behinderung an der Tagesordnung ist. Der Alltag ist komplett durchstrukturiert und die Familie muss sich kleine Auszeiten schaffen, um wieder durchatmen zu können und Kraft zu tanken. Leider ist es die Umwelt, die Steine in den Weg werfen, da wir noch nicht Inklusionskompatibel sind. Mich macht es traurig, denn Kinder sollten, egal wie schwer die Behinderung ist integriert werden und nicht ausgegrenzt. Inklusion ist ein Thema, welches im Buch sehr viel Raum einnimmt, da die geeignete Schule für Lotta gesucht wird und es sich schnell herauskristallisiert, dass trotz gewünschter Inklusion oftmals kein Platz für Lotta ist, da zu wenig geschultes Personal, kein Fahrstuhl, kein Wickeltisch ... Die Aufzählung könnte endlos weitergehen. Klar ist, dass alle davon profitieren, wenn Lotta ihre Schule besuchen würde, denn 1. bringt sie eine Schulbegleitung mit, die für die Grundpflege sorgt und 2. ist Lotta eine echte Bereicherung für alle. Ein Kind mit Behinderung sorgt nämlich nicht nur für Mehrarbeit, aber wer sich nicht darauf einlassen kann und will, wird dieses niemals erfahren. Schon das Lesen lässt mich manchmal wütend reagieren oder treibt mir Tränen in die Augen, denn es ist sehr entmutigend, wenn einem dicke Steine den Weg ebnen. Es ist aber nicht nur die Suche nach einer geeigneten Schule, sondern auch das komplette Umfeld, die Mitmenschen, die Reaktionen auf Lotta, die den Alltag erschweren. Aussagen wie "Ich könnte das nicht" finde ich absolut geschmacklos. Kinder mit Down - Syndrom wird es irgendwann nicht mehr geben, da die Pränataldiagnostik mittlerweile so weit fortgeschritten ist, dass diese Behinderung ausstirbt. Manchmal frage ich mich in was für einer Welt wir leben, aber nun gut, dass ist ein anderes Thema. Hier geht es um Lotta, die sich sehr positiv entwickelt und jeder kleinste Fortschritt ist oskarreif. Mich begeistert, wie offen ihr Bruder Ben mit Lotta umgeht und wie sehr er seine Liebe zu ihr zeigt und wie wunderbar Lotta auch auf ihn reagiert. Mir geht da regelrecht das Herz auf. Ein Mensch mit Behinderung kann das Leben bereichern und tut dies auf vielfältige Art und Weise, man muss es nur zulassen können und sich nicht abwenden.
Aufgrund eigener Erfahrungen war für mich das Buch vielleicht um einiges bereichernder als für Menschen, die wenig Kontakt mit Menschen mit einer Behinderung haben. Ich fühlte mich in vielen Dingen bestätigt und empfand die persönlichen Erfahrungen, die in "Lotta Schultüte" einfließen wertschätzend und liebenswert. Es ist kein Makel Eltern oder Bruder einer Tochter oder Schwester mit einer Schwerstmehrfachbehinderung zu sein, sondern ein echter Gewinn. Lotta ist nämlich schwer mehrfachcharmant und das entfließt jeder Zeile im Buch niedergeschrieben. Danke, das ich erneut an eurem Leben teilhaben durfte. Ich freute mich über jeden noch so kleinen Fortschritt mit und wünsche euch für eure Zukunft mit Lotta nur das Allerbeste. Für mich ein Lesehighlight 2018.


Meine Rezension zu "Lotta Wundertüte" findest du HIER! (https://melbuecherwurm.blogspot.com/2014/09/lotta-wundertute-wunderlich-und.html)