Entwurzelt

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Lupenreines Hessisch zu sprechen, verwirrt ihre Landsleute, keinen richtig gut schmeckenden asiatischen Tee hinzubekommen ihre deutschen Mitbürger. Die junge Kommissarin Mai Zhou, gebürtige Hongkongerin, fühlt sich manchmal zu recht entwurzelt, sie kann sich oft mit ihrer asiatischen Herkunft nicht identifizieren, aber genau dies erwarten ihre Kollegen, Fremde und Freunde von ihr. Sie kann nicht ahnen, dass die nächste Zeugin ganz ähnlich empfindet. Zusammen wird Mai mit ihrer Kollegin Emilia Capelli zu einem Doppelmord in einem Nobelhotel gerufen, auch weil das verschwundene kleine Mädchen, das die Getöteten bei sich hatten, augenscheinlich Asiatin ist. Beim Tatort angekommen, können die beiden Ermittlerinnen die Kleine schließlich aufspüren, nur redet diese nicht. Weder ihren Namen noch zu den Geschehnissen in der Suite, kann oder will das Mädchen etwas sagen. Mai versucht ihr auf Chinesisch ein paar Fakten zu entlocken, aber auch das misslingt. Wahrscheinlich, weil nicht jeder Asiate gleich ein Chinese sein muss. Als nach einigen Ermittlungen die Tante und der Onkel auf der Bildfläche erscheinen wird dieser Fall zunehmend mysteriöser. Denn das kleine Mädchen verschwindet erneut und Em und Mai müssen sich neben den sehr unkooperativen Verwandten auch noch mit ihren übelgelaunten Kollegen vom BKA abplagen.

Ein faszinierender Thriller mit einem, so muss ich schon sagen recht ungewöhnlichen Ermittlerduo. Beide Kommissarinnen sind auf ihre Art und Weise Rebellinnen. Beide ecken auf die eine oder andere Weise, wenn schon nicht mit ihrem Vorgesetzten dann zu mindestens bei sich selber an. Die beiden toughen Frauen sind im Gegenteil zu den weiteren Protagonisten, wie dem schon erwähnten Vorgesetzten, dem Anwalt und auch den BKA Ermittlern, keine Stereotypen. Das ist aber auch wirklich der einzige kleine Kritikpunkt den ich anbringen muss. Ansonsten ist es ein sehr guter Thriller, mit vielen Spannungsbögen, einer in sich schlüssigen, temporeichen und ravinierten Geschichte. Ganz besonders zum Tragen kommt dabei die, auch im Buch mehrfach angesprochene Entwurzelung, sei es durch kulturelle und sprachliche Veränderungen oder durch eine Traumatisierung. Jeder Krimifan rätselt an irgendeiner Stelle des Buches immer wer der Mörder ist oder welche Motivation hinter den Taten steckt. Der Autorin gelingt es aber bis zum Schluss die Spannung zu halten, so dass auch ich ein klein wenig überrascht worden bin.