Manisch, aber ohne jedwede Romantik
Dieses Buch hatte mich neugierig gemacht, weil es mit einer ähnlichen Prämisse startete wie „The Innocent Wife“ von Amy Lloyd: Frau verliebt sich in mutmaßlichen Mörder; zugegeben „The Innocent Wife“ war da direkt ein wenig drastischer und konfrontierte das Lesepublikum sofort mit einer, „für ihre große Liebe“, emigrierenden Frau und einer angefochtenen Verurteilung, während sich „Love Letters to a Serial Killer“ rund um den ursprünglichen Prozess abspielte – so sehr mich die Ich-erzählende Protagonistin auch mehr und mehr nervte, war es doch interessiert, wie extrem hier deutlich wurde, dass sie sich, noch von vorherigem „Liebeskummer“ (in Anführungszeichen, weil der betreffende Mann sie wohl auch eher als Kurzzeit-Affäre denn als Ex bezeichnen würde) geprägt, in die Idee einer Beziehung verrannte und generell stark depressiv war. Zum Einen empfand sie als begeistertes Mitglied eines True-Crime-Forums die Vorstellung eines Verbrecherkontaktes von vornherein als emotionalen Kick und schien sich dabei bereits hinter dem Vorwand „ich wollte den Mörder angesichts seiner Taten nur wüst beschimpfen“ zu verstecken; kein Spoiler, denn nur schon der Titel verrät ja bereits, dass der Inhalt ihrer Schreiben eine romantische Richtung einschlägt. Zum Anderen gibt sie später, als es darum geht, den Prozess vor Ort als Zuschauerin zu verfolgen, kaum weniger als Lloyds weibliche Hauptfigur auf, ist dabei aber weiter eher von Williams Schuld als von seiner Unschuld überzeugt und weiß auch Nachfragen nicht zu beantworten, wie sie sich ihre Zukunft mit William denn weiter vorstellen würde, egal, ob er nun schuldig gesprochen (und dann vermutlich zum Tode verurteilt) oder eben nicht werden würde. Da gab es nie diese Überzeugung von seiner Unschuld und kein ausgemaltes „dann leben wir glücklich bis ans Ende unserer Tage“.
Tatsächlich habe ich die ganze Zeit damit gerechnet, dass irgendwer endlich mal auf Hannah und ihr obsessives Verhalten aufmerksam werden würde und (anstelle sie in ihrem Verhalten zu bestärken) auch die offizielleren Stellen rund um den Prozess informieren würde, denn sie gehörte ganz offensichtlich vor sich selbst beschützt – zumal sie später auf Indizien stößt, dass, sollte William unschuldig sein, vermutlich jemand aus dessen Familie der wahre Mörder ist, aber weil sie es auch für irgendwie möglich hält, dass die von ihr ansonsten verdächtigten Kerle einfach auch nur an Williams Unschuld glauben (wollen) und verzweifelt nach Beweisen hierfür suchen: natürlich sucht sie ganz demonstrativ deren Nähe und verbringt auch alleine und einzeln Zeit mit diesen, um in Gesprächen noch genau auf die von ihr gesammelten Indizien hinzuweisen, die dafür sprechen, dass man William diese Mordserie einfach nur in die Schuhe geschoben hat. Den, geschweige denn dessen Anwälte, setzte sie natürlich hingegen über nix davon in Kenntnis.
„Love Letters to a Serial Killer“ erzählt in meinen Augen da vornehmlich die Geschichte einer suizidalen Stalkerin; und auch das auf eine Art, die mich eher nervte. Mir war es, um ehrlich zu sein, sehr schnell völlig egal, ob William oder einer seiner Verwandten nun der Killer war: stattdessen hoffte ich, dass sich die Geschichte der Ich-Erzählerin möglichst bald dadurch erledigt haben würde, dass Hannah noch abgemurkst werden würde. Egal wie viele Seiten noch vor mir lagen: der Rest hätte ja auch noch auktorial erzählt werden können, oder personal vom Täter, aber Hannah als Erzählstimme war einfach viel zu sehr „oh, Honey“ (Gruß geht raus an die HIMYM-Drehbuchcrew).
Andererseits: ab dem Moment, an dem mich Hannahs Figur so sehr ermüdet hatte, gewann die Handlung für mich dann auch an Spannung, da ich bei jedem Einzelkontakt zu einem anderen Verdächtigen drauf wartete, dass er sie jetzt „harhar, haste mich erwischt – und jetzt Pech gehabt“ auch umbringen würde, aber da gab es wieder und wieder Treffen, bei denen nichts passierte und angesichts derer ich ständig dachte: „Hannah, du solltest vielleicht nicht allein mit einem mutmaßlichen Serienkiller da rumhängen und dem dabei alles anvertrauen, was dir grad so auffällt, dass es für dich wahrscheinlich macht, dass er ebenso gut wie William schuldig sein könnte.“
Ein Happy End habe ich für mich aufgrund Hannahs Auftreten schon von vornherein ausgeschlossen; wie erwähnt: sie war zu keinem Zeitpunkt absolut von Williams Unschuld überzeugt, verteidigte ihn nie vehement und hatte auch keine Vorstellung davon, wie ihre Romanze nach dem Prozess weitergehen sollte; immerhin da war sie reflektiert genug, dass es nicht für eine vertrauensvolle, ebenbürtige Beziehung spricht, so sehr am Partner zu zweifeln, als dass man dem bei dessen Freispruch noch geradeaus in die Augen blicken könnte – und bei einer Verurteilung hätte sich das mit dem von ihr ersehnten heilen Familienleben, um das sie ihre alten Freundinnen und Kolleginnen doch so beneidete, ebenso erledigt.
Wirklich überraschend fand ich das Ende dann auch nicht, aber auch das fiel für mich nun eher unter „konstruierte Dämlichkeit“; ich denke, so schnell will ich erstmal keine Romane mehr lesen, in denen Frauen sich in ihren Knast-Brieffreund verlieben, der vielleicht ein Mörder ist, vielleicht aber auch nicht, aber wer sich für einen solchen Trope interessiert, dem würde ich dann doch eher den Titel von Amy Lloyd anraten, was vor Allem daran liegt, dass dort die Figuren nicht allesamt so extrem farblos sind; in diesem Coryell-Roman gibt es auch insgesamt nicht einen Charakter, der irgendeinen Reiz ausübte; selbst Williams angebliches Charisma kam für mich gar nicht rüber und auch die ausgetauschten Briefe empfand ich eher klinisch-nüchtern. (Grade da hätte ich angesichts des gewählten Buchtitels doch sehr viel mehr Liebe drin erwartet.)
Tatsächlich habe ich die ganze Zeit damit gerechnet, dass irgendwer endlich mal auf Hannah und ihr obsessives Verhalten aufmerksam werden würde und (anstelle sie in ihrem Verhalten zu bestärken) auch die offizielleren Stellen rund um den Prozess informieren würde, denn sie gehörte ganz offensichtlich vor sich selbst beschützt – zumal sie später auf Indizien stößt, dass, sollte William unschuldig sein, vermutlich jemand aus dessen Familie der wahre Mörder ist, aber weil sie es auch für irgendwie möglich hält, dass die von ihr ansonsten verdächtigten Kerle einfach auch nur an Williams Unschuld glauben (wollen) und verzweifelt nach Beweisen hierfür suchen: natürlich sucht sie ganz demonstrativ deren Nähe und verbringt auch alleine und einzeln Zeit mit diesen, um in Gesprächen noch genau auf die von ihr gesammelten Indizien hinzuweisen, die dafür sprechen, dass man William diese Mordserie einfach nur in die Schuhe geschoben hat. Den, geschweige denn dessen Anwälte, setzte sie natürlich hingegen über nix davon in Kenntnis.
„Love Letters to a Serial Killer“ erzählt in meinen Augen da vornehmlich die Geschichte einer suizidalen Stalkerin; und auch das auf eine Art, die mich eher nervte. Mir war es, um ehrlich zu sein, sehr schnell völlig egal, ob William oder einer seiner Verwandten nun der Killer war: stattdessen hoffte ich, dass sich die Geschichte der Ich-Erzählerin möglichst bald dadurch erledigt haben würde, dass Hannah noch abgemurkst werden würde. Egal wie viele Seiten noch vor mir lagen: der Rest hätte ja auch noch auktorial erzählt werden können, oder personal vom Täter, aber Hannah als Erzählstimme war einfach viel zu sehr „oh, Honey“ (Gruß geht raus an die HIMYM-Drehbuchcrew).
Andererseits: ab dem Moment, an dem mich Hannahs Figur so sehr ermüdet hatte, gewann die Handlung für mich dann auch an Spannung, da ich bei jedem Einzelkontakt zu einem anderen Verdächtigen drauf wartete, dass er sie jetzt „harhar, haste mich erwischt – und jetzt Pech gehabt“ auch umbringen würde, aber da gab es wieder und wieder Treffen, bei denen nichts passierte und angesichts derer ich ständig dachte: „Hannah, du solltest vielleicht nicht allein mit einem mutmaßlichen Serienkiller da rumhängen und dem dabei alles anvertrauen, was dir grad so auffällt, dass es für dich wahrscheinlich macht, dass er ebenso gut wie William schuldig sein könnte.“
Ein Happy End habe ich für mich aufgrund Hannahs Auftreten schon von vornherein ausgeschlossen; wie erwähnt: sie war zu keinem Zeitpunkt absolut von Williams Unschuld überzeugt, verteidigte ihn nie vehement und hatte auch keine Vorstellung davon, wie ihre Romanze nach dem Prozess weitergehen sollte; immerhin da war sie reflektiert genug, dass es nicht für eine vertrauensvolle, ebenbürtige Beziehung spricht, so sehr am Partner zu zweifeln, als dass man dem bei dessen Freispruch noch geradeaus in die Augen blicken könnte – und bei einer Verurteilung hätte sich das mit dem von ihr ersehnten heilen Familienleben, um das sie ihre alten Freundinnen und Kolleginnen doch so beneidete, ebenso erledigt.
Wirklich überraschend fand ich das Ende dann auch nicht, aber auch das fiel für mich nun eher unter „konstruierte Dämlichkeit“; ich denke, so schnell will ich erstmal keine Romane mehr lesen, in denen Frauen sich in ihren Knast-Brieffreund verlieben, der vielleicht ein Mörder ist, vielleicht aber auch nicht, aber wer sich für einen solchen Trope interessiert, dem würde ich dann doch eher den Titel von Amy Lloyd anraten, was vor Allem daran liegt, dass dort die Figuren nicht allesamt so extrem farblos sind; in diesem Coryell-Roman gibt es auch insgesamt nicht einen Charakter, der irgendeinen Reiz ausübte; selbst Williams angebliches Charisma kam für mich gar nicht rüber und auch die ausgetauschten Briefe empfand ich eher klinisch-nüchtern. (Grade da hätte ich angesichts des gewählten Buchtitels doch sehr viel mehr Liebe drin erwartet.)