Ich spüre, dass etwas nicht stimmt

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luisasbooklounge Avatar

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Bereits auf den ersten Seiten hatte ich ein ungutes Gefühl – und genau das liebe ich bei solchen Geschichten. Der Einstieg über Lola, die ihre Mitbewohnerin als vermisst meldet, wirkt so nahbar und glaubwürdig, dass ich direkt in ihre Angst hineingezogen wurde. Als sie sagt: „Ich bin mir sicher, dass etwas passiert ist“, spürt man ihre Verzweiflung förmlich. Und genau diese Mischung aus Hilflosigkeit, Sorge und innerer Unruhe hat mich sofort emotional gepackt.

Ich fand es besonders eindrucksvoll, wie subtil Vivians Veränderung angedeutet wird. Noch in der Rückblende wirkt sie unsicher, ein bisschen verloren, gleichzeitig aber offen – als sie den Fremden an der Bar beobachtet, sich kaum auf ihre Bestellung konzentrieren kann und von Helena schlagfertig überrumpelt wird, merkt man, wie leicht sie zu beeinflussen ist. Diese Szene in der Bar sagt so viel über ihre Sehnsucht nach Nähe – und über die Lücke, die Pascal später füllen wird.

Der Schreibstil ist sehr direkt und trotzdem emotional. Kleine Alltagsbeobachtungen wie der „billige Plastikstuhl“, auf dem Lolas Oberschenkel kleben, oder der „Midori Sour“, der wie „flüssige Batterie“ schmeckt, machen die Szenen lebendig und vertraut – als würde ich selbst mit ihnen im Club stehen oder neben Lola im Polizeibüro sitzen.

Ich möchte weiterlesen, weil ich wissen will, wie Pascal es schafft, Vivian so zu verändern, dass sie selbst nicht mehr wiederzuerkennen ist. Ich habe Angst um sie – und hoffe gleichzeitig, dass Lola und Elias nicht zu spät kommen. Es fühlt sich an, als würde hier etwas Unausweichliches auf uns zukommen. Und genau das macht für mich die Stärke dieses Romans aus.