Die Liebes-Masche...
Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Frauen sind wichtige Themen im öffentlichen Diskurs. Ein bekanntes Phänomen ist die sog. "Loverboy-Methode", dargestellt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen im TATORT "Loverboy" (2013) und im Film "Ich gehöre ihm" (2017). In ihrem neuen Roman "Loverboy - Niemand liebt dich so wie ich" schildert Antonia C. Wesseling, wie die junge unsichere Studentin Vivian von einem attraktiven Mann gezielt manipuliert, von ihren Freund*innen isoliert und von sich abhängig gemacht wird, um sie im Laufe des Geschehens zum Zwecke der finanziellen Ausbeutung in die Prostitution und Drogenabhängigkeit zu zwingen.
Das Cover spiegelt die düstere Grundstimmung des Romans, verstärkt durch den perfekt abgestimmten farbigen Buchschnitt. Der Titel rekurriert auf das Phänomen, der Untertitel wirkt wie eine latente Drohung.
Hinsichtlich des Settings hat Antonia C. Wesseling sich für die pulsierende Metropole Berlin entschieden. Ihr Roman spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen, in stetem Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit. Das Geschehen wird aus der Sicht von drei Personen (Lola, Vivian, Elias) dargestellt, die entsprechenden Text-Abschnitte sind durch ein Rauten-Symbol (#) gekennzeichnet. Sie sind komplexe Charaktere, die sich nicht als positive besetzte Identifikationsfiguren eignen. Aufgrund von traumatischen Erfahrungen in ihrem Elternhaus ist Vivian eine instabile Frau, die ihr Kunst-Studium schleifen lässt und sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt, eine leichte Beute für einen erfahrenen Loverboy. Auch Lola ist keine starke Persönlichkeit, sie hat ihr Psychologie-Studium aufgrund der Demenz-Erkrankung ihrer Mutter (und eines traumatischen Erlebnisses auf einer Party) unterbrochen, was sie ihrem sozialen Umfeld gegenüber verheimlicht. Elias hat eine kriminelle Karriere hinter sich, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis sucht er seinen Platz in der Gesellschaft - und seine Halb-Schwester Vivian. Allzu oft handeln Elias und Lola aus dem Bauch heraus, sie setzen auf volles Risiko und geraten in haarsträubende, mitunter lebensgefährliche Situationen. Auf ihrer verzweifelten Spurensuche kommen sie sich näher, die Darstellung der (von echten Gefühlen geprägten) spontanen Romance steht in einem krassen Kontrast zur gefakten Beziehung von Vivian.
Meiner persönlichen Ansicht nach ist Antonia C. Wesseling ein spannender, verstörender Roman mit vielen (schockierenden) Wendungen gelungen. Literarisch gesehen, handelt es sich um "harte Kost", insoweit ist die Trigger-Warnung für sensible Menschen aufgrund der expliziten Darstellung von physischer, psychischer und sexueller Gewalt und die Verwendung einer rohen, ungeschliffenen Sprache angemessen. Die komplexe fiktive Geschichte von Vivian wirkt sehr glaubhaft und löst Betroffenheit aus. Sie sensibilisiert junge Lesende (aber auch ihre Eltern!) für das weit verbreitete Phänomen, indem sie auf die perfide Masche und charakteristische Merkmale von Loverboys aufmerksam macht. Insoweit kann man sie durchaus als "Pflichtlektüre" in unserer heutigen Welt ansehen.
Das Cover spiegelt die düstere Grundstimmung des Romans, verstärkt durch den perfekt abgestimmten farbigen Buchschnitt. Der Titel rekurriert auf das Phänomen, der Untertitel wirkt wie eine latente Drohung.
Hinsichtlich des Settings hat Antonia C. Wesseling sich für die pulsierende Metropole Berlin entschieden. Ihr Roman spielt auf mehreren zeitlichen Ebenen, in stetem Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit. Das Geschehen wird aus der Sicht von drei Personen (Lola, Vivian, Elias) dargestellt, die entsprechenden Text-Abschnitte sind durch ein Rauten-Symbol (#) gekennzeichnet. Sie sind komplexe Charaktere, die sich nicht als positive besetzte Identifikationsfiguren eignen. Aufgrund von traumatischen Erfahrungen in ihrem Elternhaus ist Vivian eine instabile Frau, die ihr Kunst-Studium schleifen lässt und sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt, eine leichte Beute für einen erfahrenen Loverboy. Auch Lola ist keine starke Persönlichkeit, sie hat ihr Psychologie-Studium aufgrund der Demenz-Erkrankung ihrer Mutter (und eines traumatischen Erlebnisses auf einer Party) unterbrochen, was sie ihrem sozialen Umfeld gegenüber verheimlicht. Elias hat eine kriminelle Karriere hinter sich, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis sucht er seinen Platz in der Gesellschaft - und seine Halb-Schwester Vivian. Allzu oft handeln Elias und Lola aus dem Bauch heraus, sie setzen auf volles Risiko und geraten in haarsträubende, mitunter lebensgefährliche Situationen. Auf ihrer verzweifelten Spurensuche kommen sie sich näher, die Darstellung der (von echten Gefühlen geprägten) spontanen Romance steht in einem krassen Kontrast zur gefakten Beziehung von Vivian.
Meiner persönlichen Ansicht nach ist Antonia C. Wesseling ein spannender, verstörender Roman mit vielen (schockierenden) Wendungen gelungen. Literarisch gesehen, handelt es sich um "harte Kost", insoweit ist die Trigger-Warnung für sensible Menschen aufgrund der expliziten Darstellung von physischer, psychischer und sexueller Gewalt und die Verwendung einer rohen, ungeschliffenen Sprache angemessen. Die komplexe fiktive Geschichte von Vivian wirkt sehr glaubhaft und löst Betroffenheit aus. Sie sensibilisiert junge Lesende (aber auch ihre Eltern!) für das weit verbreitete Phänomen, indem sie auf die perfide Masche und charakteristische Merkmale von Loverboys aufmerksam macht. Insoweit kann man sie durchaus als "Pflichtlektüre" in unserer heutigen Welt ansehen.