Eine unbeschönigte Geschichte über missbräuchliche Liebe

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★3,5

Loverboy ist ein Buch, auf das ich wegen der Thematik, die hier behandelt wird, wahnsinnig gespannt war, das mich aber nun, nachdem ich es endlich gelesen habe, mit sehr gemischten Gefühlen zurück lässt.

Die Prämisse und der Beginn waren recht stark und konnten mich direkt in die Geschichte ziehen - es ging zügig los und Setting und Charaktere wurden gut eingeführt. Auch das Thema Loverboy wurde direkt aufgebaut - allerdings glaube ich, dass ich mit etwas anderen Erwartungen an das Buch herangegangen bin und dann durch eine etwas deplazierte Liebesgeschichte und viele Nebenstorys, die mit sehr ungleichmäßigem (oder verwirrendem) Tempo erzählt wurden, abgelenkt wurde.

Die Charaktere waren allesamt okay, jedoch wurde ich mit niemandem richtig warm - über jeden Charakter habe ich genug erfahren, sodass sie nicht unbedingt flach wirken und ich mir ein Bild von ihnen machen konnte, und trotzdem hatte ich gleichzeitig den Eindruck, dass ich kaum etwas über sie weiß und sie so recht blass für mich blieben. Als weniger okay empfand ich dann jedoch die Liebesgeschichte zwischen Lola und Elias, die mich leider gar nicht überzeugen konnte. Obwohl sie in meinen Augen sogar hätte gut funktionieren können (Bonden über ein gemeinsames Ziel), ist sie leider viel zu überstürzt und instalove-y, sodass ich überhaupt keine Gefühle nachvollziehen konnte und die Beziehung und der Spice wirken, als ob sie eben rein der Romance im Buch willen existieren, und gar nicht richtig in die Geschichte passen.

Der Schreibstil ist einfach und angenehm zu lesen. An manchen Stellen ist er sogar recht krass, was jedoch gut zur Geschichte passt, da sie die Geschehnisse so sehr nahbar macht. Die Szenen waren mir allerdings teilweise etwas zu sprunghaft, um der Geschichte gut folgen zu können. Die Perspektivwechsel und Rückblicke an sich haben mir zwar gut gefallen, den schnellen Wechseln konnte ich jedoch manchmal nicht gut folgen und hatte den Eindruck, dass das Potential, das mögliche Perspektiv- und Timelinewechsel bringen, nicht ganz ausgenutzt wurde - zum Beispiel hätte ich mir mehr Kapitel aus Vivis Perspektive und der Vergangenheit gewünscht.

Ein weiterer Aspekt, über den ich etwas zwiegespalten bin, sind die Nebenplots, die zwar spannend waren und auch durchaus mit dem Hauptplot zusammenhängen, allerdings wirkte es gerade zum Ende hin als ob sie eher den Hauptteil der Geschichte einnehmen und es mehr um die Auflösung dieser Plotlines, als um Vivis Geschichte geht. Auch hatte ich den Eindruck, dass es ein paar Logik-/Kohärenzlücken gibt? Ich will nicht ausschließen, dass mir Dinge beim Lesen/Hören entgangen sind, aber gerade was die große Auflösung der Geschichte betrifft, wirkte es etwas zu vorteilhaft zusammengelegt.

Letztendlich würde ich trotzdem nicht sagen, dass ich die Loverboy-Thematik nicht gut umgesetzt finde - die Geschichte schafft es, realistisch und nahbar aufzuzeigen, wie Personen den sogenannten Loverboy-Maschen verfallen und in eine missbräuchliche Beziehung geraten, und welche furchtbaren Gefühle sowohl bei den Opfern als auch den Beistehenden ausgelöst werden. Dennoch war die Geschichte einfach eine andere war, als ich erwartet und erhofft hatte. Ich hätte über den Verlauf des Buches gerne so viel mehr über Vivi erfahren, und wurde stattdessen mehr mit Lola und Elias Romance und Sideplots vertröstet.
Insgesamt bin ich also sehr unschlüssig, weil mir die vielen spannenden Szenen und der Erzählstil, der wenn nötig nicht vor der Krassheit und Brutalität der Geschichte zurückschreckt, und die übergreifende Message und Thematik des Buches zwar gut gefallen haben, das Buch mich aber in seiner Gesamtheit einfach etwas enttäuscht hat. An Leser:innen des Romance-Thriller Genres würde ich Loverboy dennoch brennend empfehlen (und bitte auch gleich die Triggerwarnung dazu), allein schon wegen der Thematik, da ich mir sicher bin, dass viele etwas aus dem Buch lernen und mitnehmen können.

Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar.