Zwischen Liebe und Kontrolle

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lily2311 Avatar

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Loverboy war keine leichte Lektüre, aber eine wichtige. Antonia Wesseling greift ein Thema auf, das oft übersehen oder verharmlost wird – die emotionale Manipulation durch sogenannte Loverboys. Die Geschichte zeigt auf eindringliche Weise, wie schleichend Kontrolle entsteht und wie schwer es ist, sich daraus zu befreien.

Ich fand den Einstieg sehr gelungen. Die Hauptfigur ist greifbar, ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehbar. Man versteht, wie sie in diese Beziehung hineingerät – und gleichzeitig möchte man sie manchmal schütteln. Genau das zeigt aber, wie gut die Autorin das emotionale Dilemma eingefangen hat. Es ist keine einfache Schwarz-Weiß-Geschichte, sondern eine, die weh tut, weil sie so realistisch wirkt.

Was mir etwas gefehlt hat, war an manchen Stellen die Tiefe. Bestimmte Entwicklungen gingen mir zu schnell, manche Figuren blieben für mich ein wenig zu blass. Ich hätte mir gewünscht, dass manche Konflikte mehr Raum bekommen – gerade gegen Ende.

Trotzdem: Das Buch schafft es, ein komplexes Thema zugänglich zu machen. Es regt zum Nachdenken an, zeigt Warnzeichen auf und spricht besonders jüngere Leser:innen auf Augenhöhe an. Der Schreibstil ist klar, emotional, aber nicht zu überdramatisiert. Für mich ein gutes, starkes Jugendbuch mit kleiner Schwäche in der Ausarbeitung – aber mit großem Wert in der Botschaft.