Kurzweiliger Roman mit kleinen Schwächen

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hybris Avatar

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„Loving Clementine“ ist ein typischer Young Adult Roman, den ich eigentlich gern gelesen habe. Er ist locker flockig geschrieben und er lässt sich wirklich flott lesen. Die perfekte Unterhaltung für Zwischendurch, das Genre an sich hasse ich auch nicht.

Leider war mir aber Vieles zu oberflächlich, obwohl ich von einem Liebesroman keine Mann’schen Dimensionen erwarte. Mit der weiblichen Protagonistin bin ich einfach nicht warm geworden.
Clementine Avery ist das Kind steinreicher Eltern, die sich keinen Deut um ihre Kinder scheren. So verzichtet die Studentin also auf die elterliche Finanzspritze und jobbt nebenher. Da sie unter Pseudonym – Austen Fitzgerald (geht’s noch platter? ) einen Indie – Bestseller landete, konnte sie ihre Studiengebühren an einem Bostoner College bezahlen (absolut unrealistisch). Sie sollte schnellstens einen zweiten Bestseller schreiben, leidet aber unter einer ausgewachsenen Schreibblockade. Zu allem Überfluss landet sie auch noch in einem Schreibkurs, in welchem es um Liebe und Sexualität geht, und Clementine schreibt viel zu hölzern,da sie ihren EXfreund mit ihrer besten Freundin im Bett erwischte, bis ihr ein Mitstudent anbietet, ihr Nachhilfe in Sachen Liebe zu geben, ausserdem vereinbaren die beiden unverfängliche Treffen (wie oft habe ich sowas schon gelesen?!). Clementine und das Objekt ihrer Begierde sind beide wunderschön und top in Form. Immer wieder ist von tollen „Bauchmuskeln“ die Rede. Ich fand die Figurenzeichnung sehr stereotyp. Clementine verhält sich zickig, da sie traumatische Erlebnisse zu verarbeiten hat. Ein Dozent missbrauchte seine Machtposition und stalkte sie, sie erwirkte ein Kontaktverbot und litt seither unter Panik. Eigentlich ein guter Gedanke, das Abhängigkeitsverhältnis und den Sexismus an (amerikanischen) Universitäten anzuprangern. Aber es bleibt leider doch nur das Gekratze an der Oberfläche, vielleicht hätte die Autorin besser daran getan, ihre Geschichte anders zu konstruieren?
Es gibt die typischen Elemente, die im YA – Genre vorkommen: Sexuelle Anziehungskraft, Hindernisse, Liebe.
Aber das College - setting ist ganz unterhaltsam.

Die Autorin hat mit „Loving Clementine“ das Rad sicher nicht neu erfunden, aber sie hat eine kurzweilige und unterhaltsame Geschichte mit (kleinen) Schwächen geschrieben. Daher vergebe ich für den Roman 3,5 von insgesamt 5 möglichen Sternen.