Lucy in den Bäumen

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wal.li Avatar

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In der Republik Kongo herrscht Bürgerkrieg. Davon bleiben auch die weißen Bonobo-Forscher nicht unberührt. Jenny kann einem Massaker nur knapp entkommen und auf der Flucht versucht sie ihren Kollegen Donald Stone zu retten, doch sie kommt zu spät. Er wurde von den Rebellen erschossen. Zu ihrer großen Überraschung findet Jenny jedoch ein junges Mädchen, dass dem Überfall lebend entkommen ist. Nachdem das Mädchen den schlimmsten Schock überwunden hat, kann Jenny erfahren, dass es sich bei dem Mädchen um Lucy, Donalds Tochter handelt. Da Lucys Eltern nun beide tot sind, nimmt Jenny sich des Mädchens an. Schnell merkt Jenny, dass Lucy ein sehr ungewöhnlicher Mensch ist. Und als sie Donalds Tagebücher liest entdeckt ein sehr erschreckendes Geheimnis.

 

Der Autor hat sich hier eines wissenschaftlichen Themas angenommen und einen Thriller gestrickt, der es in sich hat. Zum einen ist da dieses Gedankenspiel des Möglichen, zum anderen sind da die Auswirkungen, die etwas haben kann, wenn es denn möglich ist. Die Frage, wie weit kann ein Forscher gehen und wie wird er mit dem Ergebnis fertig. Kann es Reue geben über etwas, das nicht mehr rückgängig zu machen ist. 

 

Natürlich geht es auch darum, was passiert, wenn es herauskommt. Ist Heimlichkeit besser oder Offenheit. Wie reagieren die Menschen auf das Unbekannte. 

 

Gerade im ersten Teil fand ich das Buch fesselnd. Lucy wird sehr einfühlsam beschrieben. Die Auswirkungen, die es hat, in eine völlig fremde Welt verpflanzt zu werden, sind zum Teil lustig, zum Teil ernst. Lucy meistert die Aufgabe zum amerikanischen Teenager zu werden eigentlich gut. Dennoch bewirkt sie bei vielen ein gewisses Unbehagen, weil sie anders ist. 

 

Im zweiten Teil wird das Buch dann sehr amerikanisch, wie ich finde. Diese Hetzjagd nach dem Fremden mit ihren gefährlichen Auswirkungen. Christlicher Fundamentalismus, Forscherdrang, der über das Maß der Dinge hinausgeht. Das macht den Roman zwar ausgesprochen spannend, doch irgendwie auch unheimlich. Es widerstrebte mir teilweise zu lesen, was bei einem falsch verstandenen Zurechtrücken der Wirklichkeit herauskommen kann, weil mal wieder nicht sein darf, was nicht sein kann.

 

Doch genau aus diesen Wiedersprüchen und Gegensätzlichkeiten, aus den widerstreitenden Gefühlen, die es bewirkt, speist sich das nie endende Interesse an der Fortsetzung der Lektüre.