Start etwas holprig - doch fesselndes Ende

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clara_fall Avatar

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1.Eindruck

Als ich das Buch erhielt und den Klappentext las, hat mich die Story sofort gepackt.
Es war einfach mal etwas Neues, schließlich wiederholen sich die Abhandlungen in
Büchern immer mehr. Aber Lucy war etwas anderes. Und so sollte es auch bis zum Ende
bleiben ...

Es wird gelesen ...

Man lernt Jenny, eine Primaten-Forscherin kennen, die sich zu diesem Zeitpunkt
im Kongo aufhält. Diese muss fliehen, als der Bürgerkrieg in Fahrt kommt und
erhofft Hilfe bei einem weiteren Forscherkollegen, 2 Tagesreisen entfernt. Jedoch
findet Jenny im Lager den Primatologen nur noch tot an und entdeckt ein völlig
verstörtes Mädchen, mit dem Namen Lucy, wie sich später herausstellte, die in den
Armen eines toten Bonoboweibchens liegt.
Zu Beginn meint sie, dass dieses Mädchen ein ganz normaler Teenager sei, die
ihrem toten Vater nachtrauert und deshalb so weltfremd scheint. Jenny nimmt sie
bei sich auf und adoptiert sie sogar. Als sie eines Tages die geretteten Tage-
bücher des Verstorbenen liest, erfährt sie das 1. Mal etwas über die Herkunft
von Lucy.

Ich muss sagen, dass mich der Anfang ganz schön geprellt hat und enttäuschend war.
Die handelnden Personen hatten keine wirkliche Beziehung zueinander,wie es auch
schon in anderen Rezensionen geschrieben wurde.
An Stellen wo Gefühle besonders stark hervorgehoben werden sollten, wurde eher
nur völlig gleichgültig geschrieben. Dies hatte zur Folge, dass ich das Buch nur noch selten ange-
rührt habe. Erst ab der 2. Hälfte hatte es mein Interesse wieder geweckt.


Es war spannend zu lesen, wie Lucy und Amanda immer mehr zusammenwuchsen und eine
enge Freundschaft entstand. Gerade als sie den Schritt in die Öffentlichkeit wagte,
zeigt Gonzales die Liebe, die "besondere" Menschen erhalten, aber auch das krasse
Gegenteil. Er beschreibt Lucys Eindrücke so, dass es scheint, dass man selbst in
ihrer Haut steckt. Und das man oftmals nur Mitleid mit den Leuten empfinden kann,
die solchen Personen das Leben schwer machen möchten.
Man lachte, weinte, floh mit ihr und war völlig mitgerissen von ihrer Geschichte.
Besonders das Ende ist ihm sehr gelungen. Zum einen wurde die Spannung durch den
Tod Amanda's noch einmal angezogen und zum anderen beschrieb Gonzales Lucys neuen
Lebensabschnitt sehr ergreifend und mit Liebe.

Mein Fazit

Ich finde es sehr Schade, dass der Schriftsteller die Gefühle aus der 2. Hälfte
seines Werkes nicht von Anfang an mit eingebrachte hatte. Es hätte seinem Buch einen
besseren Start gegeben.
Zwar erscheint mir die Thematik mit der er sich beschäftigt hat etwas fragwürdig,
da es sich um ein biologisch unmögliches Gebiet dreht, in dem einige Grenzen über-
schritten wurden. Und doch regt allein das Prinzip zum Nachdenken an.
Wie kühl ist die Welt geworden?
Wieso reagieren wir so empfindlich auf etwas Neues?
Haben Lebewesen, die für ihr Entstehen nichts können, ein Recht zu leben?

Aber auch wie Lucy die Welt und ihre Bewohner betrachtet, hat mich sehr berührt.
Sie hat gezeigt, dass wir Menschen im Grunde nichts anderes sind, als Tiere. Das
es viele nur nach einem bestimmten Rang aus sind, um anderen von oben herab zu
erscheinen.

Mit seinem Werk hat Gonzales zumindest mir die Augen geöffnet, die Welt einmal
mit anderen Augen zu sehen. Und das macht dieses Buch zu etwas Besonderen.
Das Cover entspricht voll und ganz dieser besonderen Thematik und springt sicherlich
dem einen oder anderen auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Buch ins Auge.