Weniger Krimi als Betrachtung der gesellschaftlichen Gemengelage nach Corona

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takabayashi Avatar

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Den 12. Klufti hatte ich gar nicht mehr gelesen, weil mir die Reihe allmählich fad wurde. Nachdem ich viel Gutes über den dreizehnten Band gehört hatte, konnte ich einem erneuten Leseversuch nicht widerstehen. Und wurde nicht enttäuscht, denn das las sich alles wieder ganz nett.
Kluftingers Privatleben nimmt wieder viel Raum ein, bzw. seine Bewerbung für die Gemeinderatswahl seines Heimatstädtchens. Ursprüglich hat er sich nur als Listenfüller (Lückenbüßer) nominieren lassen, entwickelt dann aber doch einen gewissen Ehrgeiz, zumal sein Intimfeind Dr. Langhammer auch kandidiert.
Der Kriminalfall ist nicht so wahnsinnig spannend: Bei einer von Kluftinger als Interims-Polizeipräsidenten geleiteten Antiterrorübung wird die Leiche eines Kollegen aufgefunden, der aber gar nicht für die Teilnahme an der Übung eingeteilt war. Zwecks Aufklärung dieses Mordes wird der Hintergrund dieses Polizisten erforscht, und es stellt sich heraus, dass er sich im Umfeld von Querdenkern, Wutbürgern, Impfgegnern etc. bewegte, also im Dunstkreis rechtsradikalen Denkens. Kluftinger und seine Mannen tauchen etwas tiefer in dieses Milieu ein, was in der üblichen humorigen Weise der Autoren geschildert wird. Aber die Krimihandlung scheint mir eher als Aufhänger für Betrachtungen über die gesellschaftlichen Veränderungen im Gefolge der Coronapandemie zu dienen. Im Mittelpunkt stehen aber Kluftis Wahlkampf, seine Querelen mit Dr. Langhammer, und eine gewisse Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Männern. Langhammer übertreibt bei seinem Wahlkampf dermaßen, dass er sich bei seinen potenziellen Wählern eher unbeliebt macht, was zu Hass-Kommentaren und Drohungen in den sozialen Netzwerken und sogar zu an die Wand geschmierten Parolen an Langhammers Hauswänden führt. Das wird dann sogar dem zunächst schadenfrohen Kluftinger zu viel.
Wie immer wandelt Klufti mit seinen teilweise unterirdischen Denk- und Verhaltensweisen auf einem schmalen Grad zwischen Komik und Mitleid auf der einen und Antipathie auf der anderen Seite, aber zum Glück gelingt es den Autoren immer noch, ihn nicht ganz zur Karrikatur des tumben Spießbürgers werden zu lassen, sondern ihn irgendwie durch ein paar freundliche Gedanken doch noch ganz sympathisch rüberzubringen.
Also, für jemanden, der nur einen Krimi lesen will, nicht so ganz befriedigend, als Teil der Reihe aber sehr gelungen und unterhaltsam. Für alle Fans der Reihe und für Leute, denen humorvolle Krimis gefallen!