Die Sünden der Vergangenheit

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gisel Avatar

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Emma Vaughan ist leitende Ermittlerin bei einem Mord an einem hochrangigen Mitglied der protestantischen Kirche. Sie selbst ist (nicht praktizierende) Protestantin, geschieden und alleinerziehend und hat einen eher schweren Stand im zutiefst katholisch und männlich geprägten Polizeicorps. Dann gibt es noch die verborgene Geschichte einer Vergewaltigung durch einen angesehenen Kirchenmann ca. 40 Jahre zuvor. Hat sie etwas mit diesem Mord zu tun? Und welche Rolle spielt das Haus, in dem Reverend Dean Charles Fitzpatrick zusammen mit seinen Geschwistern aufgewachsen ist? Zunächst gibt es kaum Ansätze, die die Ermittlungen weiterbringen. Doch dann beginnt Emma zu ahnen, welches Geheimnis hier verborgen liegt.
Gleich der Prolog dieses Buches erzeugt viel Spannung, wenn es um die Vergewaltigung geht und darum, dass das Opfer keine Chance hat in dieser zutiefst religiös geprägten Gemeinschaft. Auch die Zutaten für diesen Krimi im eher kargen County Sligo sind sehr klug gewählt, so dass die Spannung weiter erhalten bleibt. Dennoch erscheint mir die Ermittlerin Emma Vaughan nicht wirklich glaubwürdig, ist sie doch wegen einem Unfall vor mehreren Jahren tablettensüchtig, weil sie die Schmerzen anders nicht ertragen kann. Nach und nach verspielt sie meiner Meinung nach den Bonus der erfolgreichen Ermittlerin, um dann zum Schluss im Alleingang die richtigen Schlüsse zu ziehen und nebenbei selbst in Lebensgefahr zu kommen. Letztendlich ist sie ja selbst in der Opferrolle, wurde sie doch von ihrem Ex-Mann verprügelt, wenn er schlechte Laune hatte, und dennoch ist in der äußerst patriarchalischen Welt ihr Ex-Mann angeblich weiter im Recht und sie muss sogar kurz befürchten, das Sorgerecht für ihren Sohn zu verlieren. Die Auflösung kommt daher eher hölzern zustande, die Motive des Täters sind nachvollziehbar, aber doch fehlt mir letztendlich ein Quentchen mehr an Überzeugungskraft. Allerdings ahnte ich schon eine Weile, welcher Täter mit welcher Motivation dahintersteckte.
Letztendlich hat mich dieser Krimi eine Weile gut unterhalten, wirklich überzeugt hat er mich nicht. Dabei klang der Titel sehr vielversprechend, und auch das Cover hat mein Interesse geweckt. Es steckt mehr Potential in dieser Geschichte, schade, dass dieses nicht ausgeschöpft wurde.