Ruhiger Krimi vor interessanter Kulisse

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linus63 Avatar

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In Sligo wird Reverend Dean Charles Fitzpatrick, ein hochrangiges protestantisches Kirchenmitglied, ermordet aufgefunden. Die Hintergründe sind völlig unklar. Inspector Emma Vaughan ermittelt ...

Die Handlung spielt in drei Zeitebenen, verläuft klar und übersichtlich und ermöglicht dem Leser einen guten Einstieg. Mit einer überschaubaren Anzahl Protagonisten und einer anfangs völlig offenen Ermittlung in alle Richtungen erhält der Leser zunächst einen Eindruck des Countys Sligo, der Landschaft, seiner Einwohner und der irischen Mentalität, die stark durch die politische Situation, den kirchlichen Einfluss und die IRA geprägt ist. Obwohl in den verschiedenen Zeitsträngen größtenteils unterschiedliche Protagonisten agieren, sind für den Leser die Zusammenhänge, und damit leider auch Motiv und Täter früh erkennbar, was die insgesamt schlüssige Geschichte recht vorhersehbar macht und ihr die Spannung nimmt. So verläuft die Handlung recht schleppend, jedoch gespickt mit interessanten geschichtlichen und politischen Ereignissen und Hintergründen, die gekonnt in das Geschehen eingebaut sind. Anschauliche Landschaftsbeschreibungen vervollständigen das Bild, wobei ich eine spürbare Atmosphäre vermisse.

Mit Emma Vaughan betritt eine weitere Ermittlerin die Krimibühne, die einerseits sympathisch ist, meiner Meinung nach aber mit einer etwas übertriebenen Problematik ausgestattet wurde, die in dieser Fülle ins Unglaubwürdige abdriftet. Allein ihre Religionszugehörigkeit, ihre Rolle als geschiedene und alleinerziehende Mutter, sowie ihre berufliche Tätigkeit in einer männerbesetzten Domäne im immer noch sehr religiös geprägten Umfeld bieten eine außergewöhnliche, interessante und speziell für diese Krimireihe charakteristische Thematik - zusätzliche Tablettenabhängigkeit, Sorgerechtsproblematik und der immer wieder im Raum stehende, gewalttätige Exmann überfrachten ihre Person. Die weiteren Protagonisten bleiben leider etwas blass und im Hintergrund.

Das Buch hat mich etwas enttäuscht – der Plot bietet viel Potential, das meiner Meinung nach leider nur teilweise genutzt wurde. Doch auch wenn ich eine fesselnde Handlung und Spannung im vorliegenden Verbrechen vermisst habe, bleiben auf jeden Fall ein Eindruck der irischen Mentalität, sowie ein Einblick in die kirchlichen und politischen Einflüsse in Irland positiv haften.