typisch irisch?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
elohym78 Avatar

Von

Charles Fitzpatrick wird erdrosselt von seiner Haushälterin aufgefunden. Der Kirchenmann wurde ermordet, von einem Bekannten wie es scheint, denn Einbruchspuren jeglicher Art fehlen. Inspector Emma Vaughan und ihr Partner James Quinn bekommen diesen heiklen Fall zugeteilt, was viele in dem kleinen Ort Sligo nicht wirklich gerne sehen. Denn Emma ist eine Frau, dazu noch eine Zugezogene und somit quasi eine Fremde. Trotzdem, oder gerade deswegen stürzt sie sich voller Eifer in diesen Fall und entdeckt schnell, dass unter der Oberfläche des beliebten und geschätzten Kirchenoberhauptes mehr ist, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Das Cover zeigt einen alten irischen Friedhof: Eine kleine, etwas verfallen wirkende Kirche mir ihren Grabstätten, eingefasst von einer Mauer, inmitten der typisch irischen Natur. Viele Hügel, an denen sich Wasserfälle ihren Weg nach unten suchen, grünes Gras und ein grauer Himmel. Genauso stelle ich mir Irland vor. Ein Bild, welches sehr gut den Titel und auch den Inhalt des Buches widerspiegelt. Einfach perfekt.

Normalerweise mag ich Kriminalromane nicht, da es in meinen Augen nichts halbes und nichts ganzes ist. Kein entspannter Roman, aber auch keine packende Handlung. Doch Barbara Bierach konnte mich bereits in der Leseprobe von ihrem Schreibstil überzeugen, so dass ich dieses Buch einfach lesen musste! Sie kombiniert Spannung und Ruhepausen sehr geschickt, so dass ich mich entspannt treiben lassen konnte und doch von der Handlung so in den Bann geschlagen war, dass ich ihr Werk kaum aus der Hand legen konnte.
Auch die Thematik hat mir gut gefallen. Ein Mord an einem protestantischen Kirchenoberhaupt, mitten im katholischen Irland. Denn so lange sind die Zeiten der IRA noch nicht vorbei, dass die grausame und unsinnige Gewalt noch in den Köpfen der Menschen verankert ist. Nicht vergeben und auch nicht vergessen, schlummert das Wissen um die Grausamkeiten noch unter der Oberfläche. Doch Bierach berührt dieses Thema sanft und bezieht keine Stellung, was mir gut gefiel, außer das Gewalt im Sinne des Glaubens immer Schwachsinn ist und daraus nie etwas Gutes entstehen kann.
Die Ermittlungen führen Inspector Vaughan tief in die Vergangenheit und ich begleitete sie gerne in diese. Die zeitlichen Sprünge lockerten das Buch auf und hielten Spannung und Lebendigkeit aufrecht.

Wie in sehr, sehr vielen Krimis ist der Ermittler sympathisch, trägt aber ein Schicksal mit sich herum. Für mich ist dies mittlerweile eine feststehende Note, die mich nervt. Natürlich gefällt mir Emma Vaughan, aber muss denn wirklich der Ermittler jedes Mal Probleme haben?
Emma ist eine alleinerziehende Mutter, die sich von ihrem gewalttätigen Ehemann getrennt hat, mit einem pubertierenden Jugendlichen klar kommen muss und mit ihrem Ansehen im Polizeiapparat zu kämpfen hat. Gut geschrieben von Bierach, keine Frage und ich konnte mich mit Leichtigkeit in Emmas Gefühle und das was sie antreibt, hineinversetzen.
Wie nicht anders zu erwarten ist ihr Partner gut gelaunt, bejaht das Leben und scheint verliebt in seine Chefin zu sein. So weit so vorhersehbar.
Trotzdem gefielen mir die Protagonisten und ich bin ihnen gerne in ihren Ermittlungen gefolgt.

Mein Fazit
Ein kurzweiliger Kriminalroman mit vorhersehbarer Handlung und Charakteren, die mir trotzdem gut gefielen.