Spannende Psychospielchen

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laberladen Avatar

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Darum geht’s:

Eine Gruppe von vier Studenten und zwei Studentinnen kommen nach Åre. Sie wollen Skilaufen und vor allen Dingen kräftig feiern. Die direkten Nachbarn sind verärgert durch den Lärm, der Hausmeister hat die jungen Leute auch im Auge und in ihrer Gruppe entstehen schon auf der Anreise Spannungen. Als eine der beiden Studentinnen tot im Garten des Ferienhauses entdeckt wird, mauern alle gegenüber der Polizei und verdächtigen sich auch gegenseitig. Daniel, Hanna und Anton können nicht zu ihnen durchdringen.

So fand ich’s:

Die StudentInnen bilden keine eingeschworene, homogene Gruppe. Fanny gehört nur am Rande dazu und wurde von ihrer Freundin Olivia mitgeschleppt. Sie will die Gelegenheit nutzen, um Amir auf sich aufmerksam zu machen. Wille hat sich zum Anführer aufgeschwungen, auch weil die Gruppe im pompösen Ferienhaus seiner wohlhabenden Familie unterkommt. Amir bewundert Wille und eifert ihm nach. Pontus ist ständig betrunken und niemand nimmt ihn ernst. Und Emil ist ein bisschen älter als die anderen und weil er in Sachen Lebenserfahrung einen Vorsprung gegenüber den anderen hat, hält er sich bei vielen Dingen heraus. Als die Leiche nach einer durchfeierten Nacht im Garten liegt, weiß man noch nicht mal, ob es Mord oder ein Unfall war. Doch die Auswirkungen auf die Studentengruppe sieht man sofort.

Die Psychospielchen zwischen den StudentInnen nehmen einen größeren Raum ein und ich fand es faszinierend, die wechselnde Dynamik zu beobachten. Nicht nur ich verdächtigte so ziemlich alle aus der Gruppe, etwas mit dem Todesfall zu tun zu haben und die jungen Leute verdächtigten sich auch gegenseitig, belauerten und verbündeten sich, drohten und schmeichelten und boten damit eine ganz eigene Spannung durch die ganze Erzählung hindurch.

Die bewährten ErmittlerInnen dieser Serie hatten es diesmal schwer, obwohl sich die Ermittlungen im Grunde auf das Ferienhaus konzentrierten und nur ein kleiner Kreis von Verdächtigen existierte. Es war nicht leicht, verlässliche Aussagen zu bekommen.

Außerdem hatten in diesem Band alle drei Hauptermittler mit privaten Problemen zu kämpfen, in die sie durch die drei Vorgängerbände hinweg schon hineingerutscht sind. Daniel ist inzwischen alleinerziehender Teilzeit-Vater und obwohl er sich bemüht, ein guter Vater zu sein, kommen die spontanen Aufgaben einer brandheißen Ermittlung immer wieder dazwischen. Anton hat sich mit Carl auf eine Beziehung eingelassen, doch er wagt es nicht, sich seinen Arbeitskollegen gegenüber zu outen und seiner Familie gegenüber schon gar nicht. Und Hanna hat ein riesiges Problem – ihr Freund ist ein milliardenschwerer Finanzinvestor, der sie nach Strich und Faden verwöhnt und an dem man überhaupt nichts kritisieren kann. Doch die Presse bekommt Wind von Hannas Promi-Liebe und Daniel geht ihr immer noch nicht ganz aus dem Sinn.

Ich mag es sehr, wenn neben den Ermittlungen auch das Privatleben der Polizisten und Polizistinnen eine Rolle spielt und da in Åre und Umgebung nicht allzu viele Menschen leben, fühlte sich die Vermischung von Beruf und Privatem sehr natürlich an. Neben dem Fortgang der Ermittlungen erleben wir die Gruppe der StudentInnen mit allem, was junge Leute so anstellen, wenn sie ihren Weg im Leben noch nicht gefunden haben. Freundlich und brav sind sie eher nicht und Schnaps und Drogen sorgen dafür, dass noch mehr Hemmungen fallen. Aus diesem Pfuhl muss die Polizei versuchen, ein paar belastbare Fakten herauszufiltern.

Der eisig kalte Winter und die Liebe der Einheimischen und Touristen daran, sich trotzdem draußen in der Natur aufzuhalten, kommt sehr deutlich rüber und man ist direkt in Stimmung auf einen Winterurlaub. Aber auch nebelverhangene Berge, rutschende Autos und eiskalte Wangen gibt es reichlich.

Dieser vierte Band war eine gelungene Fortsetzung und fügt sich wunderbar ein in die Polarkreiskrimi-Reihe, die nach wie vor zu meinen Lieblingsreihen gehört!