Ungeklärte Verhältnisse

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carola1475 Avatar

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Eine befreundete Studentengruppe, zwei junge Frauen und vier junge Männer, verbringt eine Woche Skiurlaub im klirrend kalten Wintersportort Åre, es wird viel getrunken und auch Drogen werden konsumiert und eines Morgens liegt eine der jungen Frauen tot vor dem Haus. Hanna Ahlanders und Daniel Lindskogs Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass keiner der jungen Leute klare Erinnerungen an die vergangene Nacht zu haben scheint oder aber sie lügen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, wobei erst Fanny und dann Olivia die Perspektive der jungen Leute einnimmt. Außer den Ermittlern ist da noch der griesgrämige Nachbar in der Siedlung, der den jungen Leuten Rücksichtslosigkeit und Arroganz vorwirft. Eine große Rolle spielt die bedrohliche Kälte, die eisige Atmosphäre und der viele Schnee und häufige Nebel sind jederzeit präsent und machen allen Protagonisten zu schaffen. Auch das passende Cover vermittelt diese Bedingungen sehr gut.
Viveca Sten schreibt wie gewohnt ansprechend, lebendig und bildhaft, ihre Figurenzeichnung ist glaubwürdig, die Charaktere vielschichtig und lebensnah.

Neben der Schilderung der mühsamen Ermittlungen geht es auch wieder um das Privatleben Hannas, Daniels und auch Antons. Hanna ist schon seit acht Monaten mit dem Finanzinvestor Henry zusammen, hat aber noch niemanden davon erzählt und schreckt davor zurück, sich eine Zukunft mit Henry auszumalen, immer noch sind da ihre unterdrückten Gefühle für Daniel. Der teilt sich das Sorgerecht für seine zweijährige Tochter mit deren Mutter Ida und hadert immer noch mit dem Scheitern der Beziehung, und Kollege Anton steht in der Öffentlichkeit nicht zu seinem Freund Carl, sondern schiebt sein Coming-out vor sich her. Die Konflikte zwischen dem sehr beanspruchenden Job und dem Privatleben, das immer zu kurz zu kommen droht, werden sehr deutlich und spitzen sich durch Personalknappheit auf Ermittlerseite und die plötzliche Enthüllung von Henrys und Hannas Beziehung durch die Boulevardmedien zu.

Diesmal war mir der Anteil des Privatlebens etwas zu viel im Vergleich zur Polizeiarbeit. Mit den Ermittlungen geht es trotz Hannas Intuition nur sehr schleppend voran, Olivias quälendes Gefühlschaos von Trauer, Wut und Misstrauen steht der andauernden Sprachlosigkeit der männlichen Freunde gegenüber. Ich hätte mir eine sich stärker entwickelnde Spannung gewünscht.