Ein wirklich gelungenes Jugendbuch

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frimada Avatar

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Auf dieses Buch wurde ich durch das Cover mit dem umhäkelten Baum aufmerksam. Da ich selber gerne und viel häkle, ist es mir sofort ins Auge gefallen und hat direkt meine Neugier geweckt, was Luftmaschen und Häkeln mit einem Jugendbuch zu tun haben könnten...

Die Protagonistin dieses Buches leidet unter selektivem Mutismus, was bedeutet, dass sie nur mit ausgewählten Menschen sprechen kann. Natürlich macht sie das in der Schule zur Außenseiterin. Doch Ricci, die neu in die Klasse gekommen ist, stört das überhaupt nicht. Sie nimmt Mats einfach so, wie sie ist. Und zu ihrer eigenen Überraschung kann Mats bei Ricci sprechen. Die beiden werden Freunde, obwohl Ricci so ganz anders ist und lebt als Mats. Zumindest dachte Mats, sie seien Freundinnen - bis Ricci eines Tages für eine Weile verschwindet und Mats erfährt, dass sie Geheimnisse hat, über die Ricci nicht sprechen kann/will...

Und wo sind nun die Luftmaschen? Mats hat das Häkeln von einer alten Frau beigebracht bekommen, die vor Kurzem verstorben ist. Im Andenken an sie umhäkelt sie heimlich Bäume, Zaunlatten und ... mehr verrate ich nicht. Aber das Häkeln spielt tatsächlich eine gar nicht so kleine Rolle in dieser Geschichte.

Mir hat es unheimlich gefallen, dass beide Mädchen ihre Probleme haben, diese aber nicht gewertet werden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, keiner kann es dem anderen abnehmen, aber sie können sich gegenseitig helfen. Es wird klar, wie wichtig es ist, Menschen nicht schon im Vorfeld zu be- oder sogar verurteilen, da man nie in diesen Menschen hineinschauen kann. Gerade in Jugendbüchern ist das in meinen Augen eine wichtige Botschaft.

Ich mochte den Schreibstil gerne. Er ist modern, fließend, ohne erhobenen Zeigefinger. Die Geschichte ist emotional und berührend, aber auch spannend. Ich habe es sehr gerne gelesen und empfehle es auf jeden Fall weiter!