Leseverhütungsmittel

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jazebel Avatar

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Das Cover ist sehr retro, wie ein Kinderbuch aus den 70ern. Ich finde es nicht schön, möglicherweise weckt es in den aktuellen Prenzlbergmuttis aber nostalgische Gefühle.

Als Fantasyleserin bin ich fremdartige Ausdrücke gewohnt. Aber in diesem Buch wird man mit derart vielen davon bereits auf der ersten Seite bombardiert (ich habe 7 gezählt, die allesamt erklärungsbedürftig, da satztragend waren), das es keine Freude ist.

Der Schreibstil generell spricht Kinder m.M. nach nicht an. Die putzig- süßlichen Ausdrücke wie "Kabinchen" oder "Du Wackelzahn" sind Kindern schon mit 6-7 Jahren peinlich und erinnern eher an Omas gute alte Zeit als an eine moderne Kindergeschichte. Das empfohlene Lesealter 10-12 wird hiermit nicht glücklich.
Das Problem ist auch das sie Sprache gänzlich unauthentisch erscheint. Ein Beispiel "Früh- Schlemm" (Frühstück). Kein Kind und kein Teenie benutzt das Wort schlemmen. Würde ich meine Nichten oder meinen Neffen fragen, ob es z.B. im Restaurant geschmeckt hat, dann käme eventuell ein "war meeega" oder ein "voll lecker", die Erwachsenen würden sich gewählter ausdrücken und das Wort "schlemmen" evtl. benutzen.
Ich habe mir beim Lesen gedacht, das hier eine alte Frau schreibt, die sich total künstlerisch empfindet und glaubt am Puls der Zeit zu sein, ohne jedoch zu merken, dass sie völlig in der Zeit stehen geblieben ist. Aus Interesse habe ich mir das Autorenportrait angeschaut, ich glaube das stimmt auch.

Der Gipfel sind dann noch grauenhaft eingedeutschte Anglizismen wie "Räißer" (Racer) oder "isi" (easy), da möchte man die Leseprobe am liebsten physisch vor sich haben, um sie zerreißen zu können, denn so etwas zu sehen löst bei mir Schmerzen aus.

Also ich kann alldem gar nicht abgewinnen. 1 Stern, tut mir leid.