Lui in der Draußenwelt

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lunamonique Avatar

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Autorin Yvonne Richter beweist in ihrem Kinderbuch „Lui und die Draußenwelt“ ihre Lust am Fabulieren. Die Isi- und Draußenwelt könnten gegensätzlicher nicht sein. Wieviel Freiheit Wert sein kann, lernt nicht nur Lui.

Der zwölfjährige Lui und sein Freund Wuck leben in einer hochtechnisierten, zukunftsähnlichen abgeschotteten Welt. In Isi sind Harmonie und Gleichheit die höchsten Güter. Freunde zu haben ist unsozial. Deswegen verheimlichen Lui und Wuck ihre Freundschaft. Jeder von ihnen lebt in einer Medizell-Wohngruppe. Verbotenes reizt die beiden. Heimlich erkunden sie das Grenzgebiet von Isi und machen eine ungewöhnliche Entdeckung. Sind Luis und Wucks Ausflüge aufgeflogen? Plötzlich ist Wuck verschwunden. Ist er in eine andere Wohngruppe gewechselt? Lui muss bei seinen Nachforschungen vorsichtig sein.

Die Regeln in der Isiwelt sind ungewöhnlich. Je nach geplanter Route ist es wichtig, die richtige Tarnkleidung einzupacken. Niemand darf sich von seiner Umwelt oder den anderen abheben, sonst gibt es Ärger mit der Krawallerie. Autorin Yvonne Richter lässt den Leser in eine völlig neue Welt eintauchen. Der Vorteil in Isi, alles ist organisiert. Auffällig sind bald die Nachteile der Isiwelt. Eigenes Denken, Gefühle, Widerspruch und Widerstand sind nicht gewünscht. Es herrscht die völlige Kontrolle. Lui und Wuck beweisen Intelligenz und Mut, als sie sich den Regeln widersetzen und ihrer Neugierde nachgeben. Wie hoch ist die Gefahr für die Jungs? Mit Wucks Verschwinden kommt Spannung auf. Was ist passiert? Beeindruckend sie die vielen neuen Ideen, die sich in den Details der Isiwelt zeigen. Warum ist Isi entstanden? Sind Lui und Wuck Waisen? Bald türmen sich Fragen auf. Lui und Wuck sind als Hauptfiguren sympathisch, weil sie Regeln unterlaufen und ihre eigenen Wege gehen. Besonders Lui beeindruckt mit einem ausgeklügelten Plan. Im Laufe der Geschichte gibt es einige, unterhaltsame Seitenhiebe auf unsere Welt, z.B. was die Technisierung, Umweltzerstörung und Bürokratie betrifft. Luis Reise führt zu skurrilen Handlungsorten. Leider lässt das Kinderbuch gerade im letzten Drittel an Sprache und Plot nach. Eine wichtige Auflösung ist zu konstruiert und überzeugt nicht. Auch lässt sich plötzlich an der Intelligenz der Hauptfiguren zweifeln, weil sie eine ganze Kette seltsamer Ereignisse sogar nicht durchschauen. Am Schluss gibt es keinen spannenden Cliffhanger, der neugierig auf den zweiten Band macht. Die Geschichte plätschert so aus. Es werden keine Fragen beantwortet. Zu vieles bleibt offen. Es fehlt dem ersten Band an durchgehender Spannung. „Lui und die Draußenwelt“ lebt hauptsächlich von den phantasievollen Elementen. Die bieten jedoch gute Unterhaltung. Aber auch hier wurde das Potential nicht ausgeschöpft und Manches zu schnell abgehandelt. Anfangs ist die Draußenwelt unserer Welt sehr ähnlich. Das spätere Schräge und Ungewöhnliche überrascht. Was hat es damit auf sich? Gerne hätte man als Leser mehr Hintergrundwissen erhalten.

Das Cover kann auf den ersten Blick mit anderen kreativen Gestaltungen nicht mithalten. Lui ist nicht sehr gut getroffen. Die Szene hätte noch auffälliger gestaltet werden können. Intensivere, besser abgestimmte Farben wären überzeugender gewesen. Aufmerksamkeit erregt der Titel. „Lui in der Draußenwelt“ hat einen eigenen Charme. Für Kinder ab 10 Jahren ist es ein besonderes Abenteuer. Vielleicht werden die Mankos in Band 2 ausgemerzt.