Lupus, Isegrim, Wolf – oder schlimmer?

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Tierärztin und Wolfsbeauftragte Jenny Rausch versteht die Welt nicht mehr. Ihr Vater ist spurlos verschwunden. Es finden sich Blutspuren und Tote, aber keine Spur von ihm. Immer mehr Puzzleteile tauchen auf, machen das Ganze aber konfuser statt klarer. Als dann auch noch die Information durchsickert, dass Überwachungskameras von Schutzzäunen, die KI-unterstützt vor Wölfen schützen sollen, einen Schattenwolf, wie sie in Game of Thrones vorkommen, aufgenommen haben sollen, glaubt sie an Hetzpropaganda, zumal immer klarer wird, dass vieles in ihrem Leben nicht so ist, wie sie immer glaubte. Zusammen mit Staatsanwalt Bach geht sie auf die Suche nach der Wahrheit und gerät schnell selbst in die Schusslinie.

Dieser Wissenschaftsthriller ist nicht sehr bequem, da er Themen anspricht, die man gerne vergessen möchte. Er verbindet viele brisante aktuelle Themen mit der noch immer nicht aufgearbeiteten Geschichte der ehemaligen DDR und der Nazizeit. Das kann anstrengen und herausfordern und hat mich an einigen Stellen wirklich viel Kraft gekostete. Doch hat Tibor Rode einen Thriller geschaffen, der alles ist, aber keinesfalls langweilig.

Sehr gut ist, dass man der Story und auch allen Entwicklungen leicht folgen kann. Dabei kommt jedoch weder Langeweile auf, noch könnte man die Geschehnisse vorahnen. Nichts ist wirklich vorhersehbar und die Wendungen sind ebenso zahlreich, wie atemberaubend. Sobald eine Frage beantwortet wird, kommen drei neue dazu. Die finale Auflösung ist schockierend, aber in sich stimmig und rund. Ein wenig Würze bekommt der Thriller noch durch die Entwicklung zwischen Jenny und Frederik, die nicht zu sülzig angelegt ist, sondern sehr realitätsnah. Die Zeitebenenwechsel sind jetzt nicht so ganz das, was ich gebraucht hätte, ergeben hier aber ein gutes Bild und sind passend angelegt. Es ergibt einen Thriller, der nicht wie ein Abklatsch alles Dagewesenen wirkt, sondern frisch und gut aufgebaut.

Nichts ist so, wie es scheint. Für alles finden sich Mittel, Wege und Deckmäntel. Die Wahrheit ist nicht immer leicht zu ertragen. Aber irgendwann kommt alles ans Licht. Und wenn, dann ist es immer schmerzhaft. Rhode serviert hier eiskalt sein Stück der Wahrheit. Fünf Sterne.