"Das hat mit Zu-Ende-Denken zu tun, deiner größten Schwäche." (S. 412)
Auf dem Vorschaubild sticht das Cover nicht gerade aus der Masse heraus, aber in Echt ist es mit dem schimmernden „Mond“ (der eigentlich den Planeten darstellen soll) ein Hingucker, an dem man im Bücherladen nur schwer vorbeikommt, ohne den 500-Seiten-Wälzer in die Hand zu nehmen.
Auch der Story von „Lyneham“ kann man sich nur schwer entziehen. Schon auf den ersten Seiten ist man mittendrin: Der 12jährige Henry beschreibt die unsanfte Landung und das Überleben auf dem unwirtlichen Mond Perm. Mit ihm gereist sind sein Vater und seine beiden Geschwister, während die Mutter ein anderes Raumschiff genommen hat. Von ihr und ihrer wissenschaftlichen Mission erfahren wir in anderen eingeschobenen Kapiteln.
Diese abwechselnde Erzählweise entwickelt einen eigenen Reiz, weil man als lesende Person zwar einen gewissen Wissensvorsprung vor Henry hat, aber eben doch nicht alles weiß. Überhaupt arbeitet der Autor gerne und gekonnt mit Auslassungen und mit zurückgehaltenen Informationen. So empfand ich die ersten Schilderungen der Lebensumstände auf dem fernen Mond als verwirrend, doch das legte sich bald.
Tatsächlich entwirft Nils Westerboer mit Perm eine unheimlich faszinierende Welt mit vertikalen Landschaften, aufwärts fließenden „Wasserfällen“ und unsichtbaren Lebewesen. Besonders die extraterrestrische Fauna erscheint dank Mildreds wissenschaftlicher Ausführungen in ihrer Befremdlichkeit plausibel und ich habe die Entwicklung ihrer Forschungen mit großer Spannung verfolgt.
Im Mittelteil konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Und hier sei gleich ein zweites Mal der Verlag lobend erwähnt, denn neben der wirklich tollen äußeren Aufmachung (samt Karte in der Umschlagsklappe) verrät der Klappentext nicht schon das halbe Buch, und die Wendungen, die Westerboer eine um die andere heraushaut, haben durchaus Überraschungseffekt.
Tja – allerdings gibt es dann auf den letzten knapp 100 Seiten auch eine Wendung, mit denen diese bis dahin so kluge, tiefsinnige Story in eine dramatische Richtung gelenkt wird, die mir nicht mehr behagt hat. Denn eigentlich werfen die Vorkommnisse auf Perm einige schwerwiegende ethisch-philosophische Fragen auf. Doch statt die Protagonisten ihre eigenen Entscheidungen fällen zu lassen, lässt der Autor – bamm – Deus ex machina erscheinen und – bamm – löst sich am Ende alles in klebrigem Wohlgefallen auf. Das hat mich leider furchtbar geärgert und mir dieses außerirdische, außergewöhnliche, außergewöhnlich gute Leseerlebnis auf den letzten Metern verhagelt.
Fazit: „Lyneham“ punktet mit Spannung, faszinierendem Worldbuilding, einem durchdachten Aufbau und nahbaren Charakteren. Es ist gefälliger zu lesen als sein komplexer Vorgänger „Athos 2643“ und versteht es vorzüglich, eine abenteuerliche Neu-Besiedlung-im-Weltall-Story mit philosophischen Fragen zu verknüpfen. Leider werden aufgeworfene Fragen nicht konsequent weiterverfolgt und das Ende misslingt in meinen Augen komplett.
Auch der Story von „Lyneham“ kann man sich nur schwer entziehen. Schon auf den ersten Seiten ist man mittendrin: Der 12jährige Henry beschreibt die unsanfte Landung und das Überleben auf dem unwirtlichen Mond Perm. Mit ihm gereist sind sein Vater und seine beiden Geschwister, während die Mutter ein anderes Raumschiff genommen hat. Von ihr und ihrer wissenschaftlichen Mission erfahren wir in anderen eingeschobenen Kapiteln.
Diese abwechselnde Erzählweise entwickelt einen eigenen Reiz, weil man als lesende Person zwar einen gewissen Wissensvorsprung vor Henry hat, aber eben doch nicht alles weiß. Überhaupt arbeitet der Autor gerne und gekonnt mit Auslassungen und mit zurückgehaltenen Informationen. So empfand ich die ersten Schilderungen der Lebensumstände auf dem fernen Mond als verwirrend, doch das legte sich bald.
Tatsächlich entwirft Nils Westerboer mit Perm eine unheimlich faszinierende Welt mit vertikalen Landschaften, aufwärts fließenden „Wasserfällen“ und unsichtbaren Lebewesen. Besonders die extraterrestrische Fauna erscheint dank Mildreds wissenschaftlicher Ausführungen in ihrer Befremdlichkeit plausibel und ich habe die Entwicklung ihrer Forschungen mit großer Spannung verfolgt.
Im Mittelteil konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Und hier sei gleich ein zweites Mal der Verlag lobend erwähnt, denn neben der wirklich tollen äußeren Aufmachung (samt Karte in der Umschlagsklappe) verrät der Klappentext nicht schon das halbe Buch, und die Wendungen, die Westerboer eine um die andere heraushaut, haben durchaus Überraschungseffekt.
Tja – allerdings gibt es dann auf den letzten knapp 100 Seiten auch eine Wendung, mit denen diese bis dahin so kluge, tiefsinnige Story in eine dramatische Richtung gelenkt wird, die mir nicht mehr behagt hat. Denn eigentlich werfen die Vorkommnisse auf Perm einige schwerwiegende ethisch-philosophische Fragen auf. Doch statt die Protagonisten ihre eigenen Entscheidungen fällen zu lassen, lässt der Autor – bamm – Deus ex machina erscheinen und – bamm – löst sich am Ende alles in klebrigem Wohlgefallen auf. Das hat mich leider furchtbar geärgert und mir dieses außerirdische, außergewöhnliche, außergewöhnlich gute Leseerlebnis auf den letzten Metern verhagelt.
Fazit: „Lyneham“ punktet mit Spannung, faszinierendem Worldbuilding, einem durchdachten Aufbau und nahbaren Charakteren. Es ist gefälliger zu lesen als sein komplexer Vorgänger „Athos 2643“ und versteht es vorzüglich, eine abenteuerliche Neu-Besiedlung-im-Weltall-Story mit philosophischen Fragen zu verknüpfen. Leider werden aufgeworfene Fragen nicht konsequent weiterverfolgt und das Ende misslingt in meinen Augen komplett.