Sehr intelligente deutsche Science-Fiction, die mich aber stellenweise abgehängt hat!

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mrsmurphy Avatar

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Die Science-Fiction ist eines meiner Lieblingsgenres. Gute deutsche Werke gibt es leider nicht viele, Nils Westerboer ist ein deutscher Autor, der das ändern könnte. Sein Roman „Athos 2643 gewann 2023 den Deutschen Science-Fiction-Preis. Im März ist sein neues Werk „Lyneham“ erschienen.
Um was geht’s? Henry Meadows ist zwölf Jahre alt, als ein Leben auf der Erde nicht mehr möglich ist. Mit seinem Vater und seinen Geschwistern reist er nach Perm, einem urzeitlichen Mond in einem fernen Sonnensystem. Henrys Mutter ist mit einem anderen Raumschiff geflogen und wird von der Familie sehnsüchtig erwartet. Doch plötzlich mehren sich die Zeichen: Sie ist schon hier gewesen, vor langer Zeit. Und sie hat eine Warnung hinterlassen.
Die Geschichte wird aus zwei Erzählperspektiven vorangetrieben. Die Lesenden schauen durch die kindlichen Augen Henrys auf die neue Welt, staunen über die technischen Entwicklungen, die fast menschlich wirkenden KI und die unbekannte Flora und Fauna. Parallel erzählt Henrys Mutter Mildred, die vor ihrer Familie auf Perm landete, ihre Geschichte. Mildreds Perspektive fand ich für mich deutlich interessanter. Zunächst blickt sie rein wissenschaftlich auf die neue Umgebung und legt die altbewährten Maßstäbe der Erde an die neue Welt an. Schnell adaptiert sie sich und ihre Denkweise aber. Denkt um, denkt neu, denn Perm ist so ganz anders als die Erde. Bei dieser Entwicklung dabei zu sein, sie mitzuerleben, hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe sicher nicht alles verstanden, denn teilweise ist Mildreds Gedankenkosmos sehr anspruchsvoll – sie ist schließlich „eine Koryphäe der Astrobiologie“. Das ist mein einziger Kritikpunkt am Roman. Nils Westerboer hat augenscheinlich viel schlaue Recherchearbeit für seinen Roman betrieben und wollte gefühlt alles davon auch in der Geschichte unterbringen. Für meinen Geschmack manchmal etwas zu viel. Trotzdem ein rundherum gelungene SciFi Roman, Empfehlung!