Weibliche Superkräfte (oder so)

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Während die Idee zunächst unschlagbar ist und starke weibliche Stimmen in diesem Metier stark unterrepräsentiert sind, kann die Umsetzung leider wenig überzeugen. Von einer Story zu sprechen, ist Nonsens, ich könnte den Inhalt nicht in wenigen Worten widergeben, aber nicht, weil er so ausufernd erzählt wird. Es wird wild hin und her gesprungen, wo ein Bild beginnt und endet, ist nicht immer klar zu erkennen. Wann man sich in der Jetztzeit befindet oder einem der zahllosen Rückblicke, auch nicht. Die Handlung wird leider nicht stringent erzählt und läuft im Grunde auf „armes Mädchen in gemeiner Welt, die ihr stets nur Böses will“ hinaus. Das beginnt in der Kindheit, als Mayas Adoptiveltern sterben und sie sich durch einen fehlgeleiteten Selbstmordversuch in eine Überheldin verwandelt (kein schönes Zeichen, das hier gesetzt wird). Sie lebt dann bei einer Tante und das quasi in der Gosse. Als sie in die Pubertät kommt, gerät alles aus dem Lot. Besonders die neu wachsenden Haare lösen ein Trauma bei ihr (und den Autorinnen?) aus. Hinzu kommt eine wirklich katastrophale Männerwahl – aber mehr als sein Aussehen hat sie leider nicht ins Auge gefasst und sich dann benutzen lassen (mit Superkräften!). Inwiefern das stark sein soll, kann ich leider nicht sagen, denn ich finde es nur erbärmlich. Immerhin, Maya schafft es, sich aus der Beziehung zu befreien und zieht ihren kleinen Sohn allein groß. Sie hat einen seriösen Job, schöne Wohnung und einen guten Kumpel, der zwar mehr von ihr will, aber sich nicht traut, es zu sagen. Zur Kinderbetreuung macht er sich gut. Die meisten Männer in Mayas Umfeld benehmen sich fürchterlich – was besonders traurig ist, da die Handlung im Jahr 2049 spielt. Soll sich bis dahin nichts verändert haben? Wobei ich mir nicht sicher bin, wo genau Männer je mit solch einem Verhalten durchgekommen sind. Mund aufmachen und Paroli bieten kann leider keine der Frauen. An dieser Stelle, wir befinden uns noch im ersten Drittel, wäre beinahe Schluss für mich gewesen. Eher lustlos habe ich den Rest durchgeblättert. Obwohl sie Mutter ist und sich M.O.M. nennt, verbringt sie keine Zeit mit ihrem Sohn, das Muttersein spielt so gesehen auch keine Rolle, der Kleine ist immer nur Mittel zum Zweck. Die wirklich weiblichen Themen werden leider nicht behandelt. Wohlgemerkt in einer Story, in der die Heldin Superkräfte entwickelt, die mit ihrer Menstruation dealen. Was genau damit zusammenhängt und wie und warum, wird leider nicht deutlich oder nur ich habe es nicht verstanden. Ob sie noch eine Frau/Superheldin ist, wenn der Monatszyklus aus Altersgründen ausfällt, auch nicht. Für mich, die kaum fassen kann, wie stark Frauen momentan, gerade in der aktuellen Geschlechterdebatte, auf ihre Körperlichkeit reduziert werden, als hätten wir die letzten Jahrzehnte Frauenrecht verschlafen, ist die gesamte Story (so wie sie angelegt wurde) nur sehr toxisch (in jeder Hinsicht) gemacht nämlich so, wie man es nicht an seine Töchter weitergeben sollte.
Es gibt dann eine Gegnerin, die aber so lieblos eingeführt wird, dass man sie auch hätte weglassen können. Auch sie ist nur Mittel zum Zweck, besitzt weder Motivation noch großartige Hintergrundgeschichte. Aber ein Gegner, der den Aufwand nicht lohnt, lässt den Helden abstinken. So macht auch Maya keine Entwicklung durch, jedenfalls keine, die ich wahrgenommen hätte. Vielleicht habe ich es auch in der sprunghaften Bildanordnung verpasst. Ansonsten ist auch der Endkampf kaum der Rede wert und so klischeehaft, dass es wehtut.
In dieser verworrenen Geschichte, die in der Zukunft spielt und eine Frau mit Superkräften, aber leider ohne innere Stärke zeigt, fällt es mir schwer, mich selbst als Frau wiederzufinden. Keine Empfehlung.