Eine Wahrheit die Macht ausübt

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lady_lost Avatar

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"Macht" geschrieben von Heidi Furre. Ein Titel, der die Essenz des Buches wahrhaftig mit diesem einzigen Wort festhält. Es erzählt die Geschichte von Liv, einer Frau die in Norwegen wohnt und als Pflegerin arbeitet. Als in ihr Pflegeheim eine neue Patientin eingeliefert wird, deren Bruder (ein berühmter Schauspieler) wegen Vergewaltigung angezeigt wurde, suchen Liv schmerzhafte Erinnerungen heim, die sie am liebsten verdrängen würde, denn auch Liv wurde vergewaltigt.
Ich finde es wahnsinnig faszinierend wie Heidi Furre es geschafft hat die Leser*innen nur durch eine simple Erzählung in den Bann zu ziehen. Nicht ein einziges Mal stößt man in diesem Buch auf eine wörtliche Rede, was heutzutage ziemlich selten ist. Und doch möchte man weiterlesen und mehr über Liv und ihre Geschichte erfahren.
Es geht hier um ein wahnsinnig wichtiges Thema, das leider viel zu viele Menschen betrifft. Furre schafft es dieses Thema, soweit man es denn so ausdrücken kann, geschmackvoll aufzubereiten. Was mir besonders an dem Buch gefallen hat, ist dass es hier nicht um eine Geschichte geht in der man auf die große Liebe wartet und alles wieder gut wird. Viel mehr wird hier zum Ausdruck gebracht, wie viel Macht dieser Vorfall auf die Menschen ausübt, die es erleben mussten, und das alltäglich, und trotz aller Freundschaften und Liebe. Das Liv uns auf ihre Reise mitnimmt, und wir merken, dass es eben nichts ist, was irgendwann wieder gut ist, sondern ein langer Prozess ist bis es zumindest zu so etwas wie Akzeptanz und dem Mut kommt darüber zu sprechen, finde ich sehr gelungen.
Es ist, gerade als Frau, ein bedrückendes Thema, was einem an vielen Stellen in dem Buch auch schmerzhaft bewusst wird. Aber es ist wichtig darüber zu sprechen, oder in diesem Fall zu lesen.
Ich gebe trotz all dem nur 3 von 5 Sternen, da ich persönlich finde der Schreibstil hätte noch etwas packender sein können. Auch das Cover finde ich nicht ganz so schön. Der für mich wichtigste Punkt ist jedoch Folgender: mit 22€ für 174 Seiten finde ich den Kaufpreis überteuert (auch wenn es ein Hardcover ist) und muss gestehen, dass ich mir in der Kombination mit Leseeindruck und Preis das Buch nicht selbst gekauft hätte.