Geht unter die Haut

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jaleki Avatar

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Macht von Heidi Furre (übersetzt von Karoline Hippe) handelt von Liv, deren Leben auf jeden Fall nach außen hin perfekt scheint. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem Haus in einer guten Gegend in Oslo, hat keine Geldsorgen und erfährt Liebe und Geborgenheit bei ihrer Familie. Doch leider trügt der Schein des perfekten Lebens, den innerlich kämpft Liv jeden Tag aufs neue um Selbstbestimmung, um die Macht über ihren Körper und sich selbst und gegen eine Opferrolle, in die sie nicht gedrängt werden möchte: Denn Liv ist vergewaltigt worden und fast niemand weiß davon. Aber wie sie auch selbst sagt: "Niemand bleibt nach einer Vergewaltigung liegen. Niemand." In Macht begleiten wir Liv beim Aufstehen in ihrem Alltag, auf der Arbeit, tauchen in ihre Gedankenwelt ein und lernen ihre Coping-Mechanismen kennen. Diese zeigen sich in fast jeder ihrer Facetten, zum Beispiel in ihrem Drang nach außen perfekt auszusehen, beim Telefonieren mit ihrem Mann, wenn sie im Dunkeln nach Hause läuft oder auch bei der Erziehung ihres kleines Sohnes, der auch mal ein Mann sein wird. Während der Erzählung springt sie oft von einem Punkt zum anderen, wie Gedanken eben so sind, aber gerade dieser Schreibstil macht diesen Roman so unglaublich authentisch und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass Liv einem unter die Haut geht. Ich musste das Buch immer wieder aus der Hand legen, um das Gelesene zu verarbeiten, aber um Nichts auf der Welt, hätte ich auf dieses Leseerlebnis verzichten wollen! Klare Empfehlung!