In Norwegen wird statistisch gesehen jede 10. Frau vergewaltigt

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karoberi Avatar

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Liv lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Oslo. Sie hat einen Job, wohnt in einem hübschen Häuschen und könnte glücklich sein. Doch kaum einer weiß, dass sie vor 15 Jahren vergewaltigt wurde und seitdem damit körperlich und seelisch zu kämpfen hat. Es gibt gute Tage, und weniger gute. Doch sie lässt sich selten was anmerken. Sie lebt hinter einer Maske.

"Hätte ich es verhindern können? Die Antwort lautet immer ja. Ja, ich hätte es verhindern können." (S.69)

Solche Gedanken wie Liv sie hat, sind natürlich falsch, doch als Vergewaltigungsopfer fragt man sich das danach ein Leben lang. Auf jeden Fall ist es ein schweres Thema, welches viele Jahre nach der Tat aus Sicht des Opfers erzählt wird. Doch so richtig erzählt Liv auch wieder nicht. Die Handlung ist eher sprunghaft. Sowohl von den Zeiträumen als auch vom Inhalt her. Mir ist es schwer gefallen, einen sinnvollen Kontext zu finden. Liv erzählt von ihrer Zerrissenheit, aber auch von ihrer Arbeit, ihrem Alltag sowie sehr detailliert von ihrem Sohn. Die Beziehung zu ihrem Mann Terje ist mir leider etwas zu knapp ausgefallen. Dafür erfährt man als Leser:in, in welchen Situationen sie die Angst überkommt, sie wie gelähmt reagiert und vieles oftmals nur mit Tabletten zu überstehen ist.

Einerseits ist es eine traurige Geschichte, andererseits hat sie für andere Opfer mit Sicherheit eine aufmunternde bzw. bessere Bedeutung, nämlich nicht allein dazustehen, dafür verstanden zu werden. Trotzdem hätte ich mir im Verlaufe des Buches eine positivere Einstellung und ein glücklicheres Ende für Liv gewünscht.