Von Macht, Ohnmacht und allen Nuancen dazwischen

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justm. Avatar

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Ich glaube, es fiel mir selten, wenn nicht sogar jemals, so schwer Worte zu einem Buch zu finden.

"Macht" von Heidi Furre ist - vom Umfang gesehen - kein großes Buch. Weniger als 180 Seiten. Und dennoch brauchte ich zwei Tage zum Lesen.
Denn dieses Buch ist nicht leicht. Ist anstrengend. Tut weh.

Natürlich lag es nicht am Schreibstil, sondern an der Thematik des Buches:
"Eine Vergewaltigung war klein, sie passte genau in meinen Körper. Ich würde es aushalten, es mit aller Macht hinkriegen, weiterzulaufen. Mit aller Macht und aller Macht und aller Macht." (Buch S. 143)

Während des Lesens fühlte ich mich die ganze Zeit als steckte ich im Kopf eines Vergewaltigungsopfers. Und diese Selbstquälerei war sehr anstrengend. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es ist ein solches Leben wirklich führen zu müssen.

"Macht" ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen, Gedankenfetzen, Überlegungen, die einem bewußt machen wie schwer ein solches Leben sein muß. Dabei ist die Tat an sich zwar eine Art Dreh- und Angelpunkt, wird aber nicht mehr, als nötig beleuchtet oder gar in Einzelheiten seziert. Der Augenmerk liegt immer bei Protagonistin Liv. Und das ist auch gut so.

Fazit: Mitnehmend, aber schmerzhaft und von daher wirklich keine leichte Kost. Und dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - wichtig!