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Liv, Mitte 30, lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem Einfamilienhaus in Oslo. Ihr Leben scheint auf den ersten Blick perfekt. Doch vor vielen Jahren wurde sie vergewaltigt und schweigt. Als Leser:in tauchen wir ein, in das Leben der Protagonistin und erfahren, wie sehr sie die Tat im Alltag aus den Bahnen wirft. So plagen sie eigentliche Normalitäten wie z.B. der Gang zum Zahnarzt, der Weg von der Bushaltestelle nach Hause. Uns eins möchte sie definitiv nicht: Die Opferrolle annehmen.

“Ein neuer Anfang. Ich versuchte mir einzureden, dass es nicht so schlimm war. Vergewaltigt zu werden ist wie eine Reise an einen Ort, den man schon mal in einem Film gesehen hat.
So war das. Wie wenn einem die Weisheitszähne gezogen werden. Wenn man zum ersten Mal betrunken ist. Ja, so ist es.” (S. 63)

Dieser Roman, geschrieben von Heidi Furre, übersetzt von Karoline Hippe, erschienen bei @dumontbuchverlag , hat es in sich. Schmal kommt der Roman her. Rund 170 Seiten. Doch konnte ich ihn nicht einfach mal so weglesen. Wir tauchen tief in die Gedankenwelt von Liv ein. Sie schreibt so eindringlich, schmerzhaft und schonungslos, wie sie im Alltag immer wieder mit der Tat von vor so vielen Jahren konfrontiert wird. Wie sie versucht, Alltagssituationen zu meistern und das Trauma aufbereitet. Denn eins steht fest: Sie will die Macht über sich selbst zurück.

Wenn ihr euch mit der Thematik beschäftigen könnt und wollt, dann taucht ihr ein, in eine sprachlich ganz besondere Welt. Jeder Satz sitzt und beinhaltet so viel Intensität und lässt die Wunden sichtbar werden. Eine klare Leseempfehlung von mir! 🥰