Für Fans der Belle Époque

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mazapán Avatar

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Pablo Picasso ist einer der größten und berühmtesten Künstler des 20. Jahrhunderts. Wer zu seinem Freundeskreis gehörte, erhöhte dadurch automatisch seinen Bekanntheitsgrad, und seine Ehefrauen und Geliebten kennt jeder, der sich halbwegs für sein Leben interessiert. Aber offensichtlich gab es Kapitel in Picassos Leben, die, trotz großer Bedeutung für ihn, es nicht in jeder Einzelheit bis in die Öffentlichkeit geschafft haben.

1915, nach dem Tod seiner Geliebten Eva Gouel, einer Frau, von der man kaum etwas weiß, schrieb Picasso an Gertrude Stein, seine Freundin und Vertraute: "mein Leben ist die Hölle". Wer war Eva Gouel, diese Frau, für die Picasso so tiefe Gefühle empfunden hat?

Anne Girard hat ein Buch über Eva Gouel geschrieben, eine Frau, die einen besonderen Stellenwert in Picassos Leben erreicht hat.

"Madame Picasso" ist das Ergebnis ausführlicher Recherchen über Eva Gouel, ihre Beziehung zu Pablo Picasso und über die Epoche, in der sie ihre gemeinsame Zeit erlebt haben.
Anne Girards Roman ist ein Liebesroman, dessen Schauplatz das Paris kurz vor dem Ersten Weltkrieg ist. Die Hauptfiguren, Eva Gouel, als Marcelle Humbert geboren, und Pablo Picasso, haben existiert, wurden aber von der Autorin zu Romancharakteren modelliert. Da Eva so wenig von ihrer Person nach ihrem Tod hinterlassen hat - von ihr existieren nur eine Handvoll Fotos und die Gemälde, zu denen sie Picasso inspiriert hat -, und man über die Todesursache genau so wenig weiß, ist sie mit einer mysteriösen Aura umgeben, also bot ihre Person viel mehr Raum für Fantasie zur Gestaltung ihrer Romanfigur als Picasso, von dem es mehr als genug Fotos, Filme, Interviews und Biografien gibt. Letzteres bedeutete für mich ein großes Hindernis, den Roman als etwas mehr als nur eine leichte Liebesgeschichte wahrzunehmen. Bei einer Persönlichkeit wie Picasso, dessen Bekanntheitsgrad extrem hoch ist, und bei dem man sehr gut weiß, wie er sich ausgedrückt hat, wirkten die ihm zugeteilten Dialogteile aus meiner Sicht fehl am Platz. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der echte Picasso, ein Frauenmanipulator ohnegleichen, sich jemals so ausgedrückt hat, wie es der Picasso in Anne Girards Buch getan hat: einfallslos in Sachen Romantik, in Evas Gegenwart sogar schnulzig.

Ich bin der Meinung, dass "Madame Picasso" ein einfacher Liebesroman ist, dessen Hauptfiguren austauschbar sind. Die Leser, vor allem weiblichen Geschlechts, die romantische Geschichten mit französischem Flair lieben, werden bei diesem Buch genau richtig sein!

Positiv und angenehm fand ich die Pariser Atmosphäre der Belle Époque, einer Zeit, die leider nie wieder zurückkommen wird. Das ist Anne Girard besonders gut gelungen.