Mehr Liebe statt Atmosphäre

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waldeule Avatar

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Das Lesen von „Madame Picasso“ war für mich ein Auf und AB, denn es hat ganz unterschiedliche Gefühle in mir wachgerufen. Zunächst war ich begeistert, in das Paris am Anfang des 20. Jahrhunderts mitgenommen zu werden. Die Atmosphäre der pulsierenden Großstadt, aber auch des legendären Moulin Rouge mit seiner Mischung aus Nervosität vor dem Auftritt und ausgelassener Lebensfreude fand ich wunderbar eingefangen. Pures Leben und darin eine sympathische junge Frau, die weiß, was sie will und sich in einen aufstrebenden Künstler verliebt.

Doch dann wird daraus eine reine Liebesgeschichte, worunter für mich die Stimmung leidet. Für mich funktionieren Liebesgeschichten nur selten und hier konnte der Funke leider nicht überspringen. Außerdem hat mich sehr gestört, dass ich durch den Klappentext wusste, wie die Geschichte enden wird. Das hat mir viel von der Lesefreude genommen. Von daher kann ich nur warnen: HÄNDE WEG VOM KLAPPENTEXT! Die letzten 100 Seiten waren für mich ganz schwierig zu lesen, ich wollte eigentlich gar keine Einzelheiten wissen. Allerdings war ich am Ende froh, das Buch doch ganz gelesen zu haben, denn auf den letzten Seiten konnte ich mich mit dem Schluss aussöhnen. Von daher: mühsam, aber zumindest ein versöhnliches Ende.

Trotzdem bleibt ein sehr zwiespältiges Gefühl bei mir zurück. Es war wohl nicht das richtige Buch für mich. Schade! Normalerweise mag ich solche Bücher, die sich eng an historischen Personen und Tatsachen orientieren, sehr gerne. Es kommen sehr viele Freude und Wegbegleiters Picassos vor, auch viele Werke von ihm werden genannt oder beschrieben, doch ein wirkliches Gefühl für diese Zeit konnte ich nur anfangs entwickeln. Vielleicht waren es auch zu viele Namen, denn immer wieder habe ich mir vorgenommen, den oder die nachzuschlagen, um es angesichts der Vielzahl meistens doch zu lassen. Eva ist eine sehr sympathische Hauptperson, keine Frage, doch bleibt sie sehr eindimensional. Einzig Picasso selbst wird eine Bandbreite an unterschiedlichen Charakterzügen zugestanden.

Fazit: Mehr Liebesbeschichte als historischer Roman und so war es für mich nicht das richtige Buch. 3 Sterne für nicht mehr gut, aber auch nicht wirklich schlecht.