Sehr gelungen

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Ich bin auf dieses Buch durch vorablesen aufmerksam geworden - Cover und Klappentext haben mich gleich angezogen, die Leseprobe hat mich überzeugt. Leider habe ich das Buch nicht gewonnen, aber dann doch nach dem regulären Erscheinungstermin im Buchhandel gekauft. Ich wurde nicht enttäuscht.

"Madame Picasso" ist eine wunderbare Liebesgeschichte - die Geschichte Pablo Picassos und seiner (mir bisher unbekannten) Geliebten Eva Gouel, die sich Marcelle Humbert nennt. Natürlich ist dieses Buch keine biografische Abhandlung von Picassos Lebens-, Liebes- und Künstlergeschichte. Dennoch bekommt man einen Einblick in sein Wirken, seine verschiedenen Phasen bis 1915 und das Leben in dieser facettenreichen, atemberaubenden und schnelllebigen Zeit der 20er Jahre. Mich fasziniert dieses Jahrzehnt wie kein zweites - das Leben der Künstler in Paris ist geprägt von Kunst, Kultur, Literatur, Genusssucht, Lebenssehnsucht und Todesangst. Picassos Ängste, seine Zerrissenheit undUmtriebigkeit und seine Liebe zu den Frauen wird sehr gut beschrieben. Er schwankt zwischen seiner langjährigen Geliebten Fernande Olivier - einer sehr charismatischen, sinnlichen Frau und der zarten Marcelle, die im Moulin Rouge als Schneiderin ihren Weg beginnt. Dort steigt sie aufgrund ihrer originellen Ideen schnell zur Gewandmeisterin auf. Seit ihrer ersten Begegnung ist sie Picasso verfallen und so sehr sie sich auch sträubt, kann sie nicht ohne ihn leben.

Nach einigen Irrungen werden die beiden ein paar und müssen sich nicht nur Fernande sondern auch Picassos Künstlerfreunden gegenüber behaupten. Eva gelingt es aufgrund ihrer Ehrlichkeit und ihres Mutes auch sie zu überzeugen. Doch kurz nach dem Beginn ihrer wunderbaren Liebe, wird Eva krank. Sie erkrankt an Brustkrebs und versucht dies vor Picasso, der nach einigen Schicksalsschlägen panische Angst vor Krankheit und Tod hat zu verbergen. Doch dies gelingt nur vorübergehend. Irgendwann ist Evas Verfall nicht mehr zu verbergen und die beiden Liebenden müssen voneinander Abschied nehmen.

Mich hat die Geschichte der Eva Gouel tief beeindruckt. Sie hat nur wenige Jahre mit Picasso verbracht aber sein Leben und Wirken entscheidend geprägt. Besonders berührt hat mich ein Satz im Nachwort, der darauf verweist, dass Picasso auch mehrere Jahrzehnte nach Evas Tod mit Tränen in den Augen von ihr sprach.

Für mich absolut gelungen, wenn auch sicher kein wissenschaftliches Werk über Picasso, macht es doch Lust den faszinierenden Künstler weiter zu erforschen und auf Bilderreise zu gehen. Zwischen den Seiten wehte ein Hauch von Pariser Lebensgefühl - ich wollte am liebsten selbst den Butte Montmartre hinauf- und hinabstürmen. Absolut lesenswert