Den Schein wahren

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dicketilla Avatar

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Ein Anwesen an einem See gelegen, prachtvoll, aber auch verhängnisvoll für die dort lebenden Frauen. Es gibt keinen Zusammenhalt, sondern alle sind der "Gnade" der Großmutter ausgesetzt. Es herrscht Verurteilung und Ausgrenzung, und anscheinend gibt es kein Entrinnen. Wer aufbegehrt, der wird aussortiert, schließlich heißt es den Schein zu wahren.

Erzählt wird die Geschichte durch die Augen von Luise, jüngstes Mitglied der Frauengemeinschaft. Sie wird durch die Großmutter bevorzugt, solange sie sich nach deren Vorstellungen verhält. Soll die Erbin des Anwesens werden. Luise leidet sehr unter der Trennung ihrer älteren Schwester Leni, die sich gegen das Patriarchat auflehnte. Ohne sich zu verabschieden, wurden sie getrennt. Erst bei der Beerdigung der Großmutter kommt es zu einem Wiedersehen und Aufarbeitung der Familiengeschichte.

Die Handlung wechselt zwischen Kindheitserinnerungen und der jeweiligen Situation. Warum die Männer das Anwesen und ihre Frauen verließen, kommt nicht zur Sprache, was ich etwas vermisste. Geschrieben ist das Buch in eine sehr angenehme Sprache. Annika Reich kann sehr detailliert Stimmungen und Personen ein Gesicht verleihen. Aber dennoch konnte sie mir die Frauen nicht näher bringen. Vielleicht auch bewusst, da es zwischen den Frauen auch keine Nähe gab, der Leser keine Sympathie aufbauen sollte.

Annika Reich konnte mich mit ihrem Buch "Durch den Wind" einst sehr begeistern, daher war ich sehr gespannt auf diese Neuerscheinung. Meine Erwartungen erfüllten sich hier leider nicht, aber dennoch wird es sicher seine Leser finden.