Einzigartiges Familienporträt

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alina_liest07 Avatar

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Ein großes Anwesen am See, ohne Männer aber dafür mit umso mehr Geheimnissen, steht im Zentrum dieses Romanes - oder viel mehr die Frauen, die in ihm leben oder gelebt haben. Als die Großmutter stirbt, „Patriarchin“ dieser Familie, scheint ein Kartenhaus an Geheimnissen einzubrechen.

„Männer sterben bei uns nicht“ wird auf verschiedenen zeitlichen Ebenen und aus Sicht der Enkelin und angehenden Erbin des Familienvermögens samt Anwesen, Luise, erzählt.
So erfahren wir in Rückblenden von Luise Kindheit, von Lenis Verschwinden und von den toten Frauen im See. Zum anderen bringt der Tod der Großmutter in der Gegenwart lang behütete Geheimnisse hervor und so ergibt sich uns durch Luises Augen ein Puzzle aus Geheimnissen, Missgunst und Sehnsucht nach echter Nähe, Versöhnung und Verbundenheit.

Annika Reich hat es geschafft eine mysteriöse, dunkle und dennoch höchst faszinierende Stimmung zu erschaffen und die subtile Spannung bis zum Ende aufrecht zu erhalten. So bin ich, trotz durchaus herausfordernde Erzählweise, innerhalb kürzester Zeit nur so durch die Seiten geflogen.
„Männer sterben bei uns nicht“ zeichnet sich auch durch seine toll gezeichneten Figuren voller Ambivalenzen und den bildgewaltigen Schreibstil aus. In den schwierigen und komplexen Beziehungen und Geheimnisse dieser Frauen spiegeln sich Neid und Manipulation, Verrat und Leid, aber es finden sich auch kleine Hoffnungsschimmer der Solidarität und des Mitgefühls. Und über allem liegt, im Schweigen vergraben, die Zeit des Krieges und die Fragen nach der Rolle der Familie in dieser Zeit.

In diesem Roman bleibt zwischen Gesagtem und Ungesagtem vieles unklar und im Dunkeln verborgen und regt dadurch zum Nachdenken an. Ich kann verstehen, dass der Erzählstil nicht jedem oder jeder zusagt, aber mich hat „Männer sterben bei uns nicht“ sehr berührt und fasziniert und ich kann diesen einzigartigen Roman nur empfehlen.