"Fang am besten gleich damit an, es zu vergessen!"

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bavaria123 Avatar

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So ein wunderschönes Cover. Makellos, auf den ersten Blick zumindest. Doch dann fällt die Beschädigung an der Schüssel auf, durch die wohl auch schon der kleine Goldfisch auf dem Tisch gelandet ist. Und auch die Quitten sind ein wenig wurmbefallen.
Das Cover passt ausgesprochen gut zu der Inhaltsangabe. Ein prachtvolles Anwesen, in dem die Frauen einer Familie leben. Aber wenn die Adresse mit "Patriarchat" angegeben werden soll, so scheint auch hier nicht alles so zu sein, wie es zunächst scheint.

Wir Lesenden befinden uns recht schnell auf der Beerdigung jener Patriarchin, der Großmutter von Luise, die diese Geschichte erzählt.
Luise nimmt uns mit in Rückblicke und berichtet über die Schwestern, Mütter, Töchter und Großmütter, die ihr Leben hier zubringen oder zubrachten. Leben, voller Geheimnissen, Verrat, Schuld und Scham. Dabei ist Luise mal als Kind und mal als erwachsene Frau die Erzählerin.
Eigentlich ist das eine gute Idee, allein die Ausführung gefällt mir nicht ganz.
Der Schreibstil ist bildlich, kraftvoll und doch einfühlsam. Die Schilderung des Anwesens ist so klar und plastisch, dass ich das Gefühl habe, mich darauf auszukennen. Zudem baut die Autorin immer wieder einen Spannungsbogen auf und ich musste immer noch ein weiteres der relativ kurzen Kapitel lesen.

Was mir dann aber für ein wirkliches Lesevergnügen gefehlt hat, war ein Verknüpfen all dieser einzelnen Schicksale und Begebenheiten. Ich mag es nicht, wenn offene Enden zum Schluss eines Buches bleiben. Doch genau das ist hier der Fall. Das hat mich ein wenig ratlos zurück gelassen. Wo und wie sind die Zusammenhänge?
Schade, denn von der Idee her und vom sprachlichen ist das Buch wirklich beeindruckend.

So gebe ich drei Sterne und eine Empfehlung für die Leserschaft, die offenen Enden eher positiv gegenüber stehen.