Generationsübergreifende Traumata und der Wunsch nach Bedeutung

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dieamara Avatar

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Schon Titel und Cover versprechen es: Es geht um Tod und Vergänglichkeit. Es geht um im Moment festgehaltenen Verfall - Vanitas. Und doch ist dieses Buch weitaus moderner als das Cover vielleicht vermuten mag.
Es geht um drei Frauengenerationen, die gemeinsam in einem Anwesen mit mehreren Häusern wohnen. Männer gibt es hier nicht. Sie sind vor Jahren fort. Geraten irgendwie abhanden, sind rastlos.
Die Frauen, vor allem die Matriarchin und Großmutter führt mit fester Hand und stabil seit Jahrzehnten das Anwesen und die Vermögenswerte. Auf der Suche nach einer Nachfolgerin, fällt schließlich die Wahl auf ihre Enkelin, die Protagonistin und Ich-Erzählerin dieses Romans.
Ihre morbide Faszination für die angespülten Frauenleichen auf dem Anwesen bilden den Beginn und immer wieder Referenz für das, was diese merkwürdige Familie ausmacht: Man spricht nicht über den Elefanten im Raum - oder eben die Leichen vor der Tür.
Man macht weiter - wahrt Fassung und behält die Kontrolle. Lange Zeit ist die Protagonistin von ihrer Großmutter dazu erzogen worden und erst mit deren Tod beginnt die strenge, dunkle Fassade der Familie zu bröckeln.
Sie beginnt sich zu fragen, in welchem toxischem Umfeld sie da aufgewachsen ist, hinterfragt Gewissheiten und ihre eigene Rolle in dem Spiel.

Es ist ein ruhiger Roman, der bis zum Ende nicht alles aufklärt. Viele Wahrheiten und Antworten hat die Großmutter mit sich ins Grab genommen. Wie die Frauen vor ihr. Es bleibt das Trauma, das vererbt wurde und eine Chance für einen Neuanfang.