Interessante Geschichte, aber zu blass

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rotkehlchen Avatar

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"Sie hatte kein emotionales Verständnis von Familie, sondern eher ein dynastisches, auch wenn das Wort zu pompös war für den Haufen, den wir darstellten."

Die Geschichte handelt von Luise, die mit ihrer Schwester, ihrer Mutter, ihrer Cousine und deren Mutter und ihren beiden Großmüttern auf einem großen Anwesen am See aufwächst. Geführt wird das Anwesen von der matriarchaischen Großmutter.

Männer leben auf dem Anwesen keine und man erfährt auch nicht viel über Luises Vater, ihren Onkel oder ihre Großväter.

Obwohl Luise die Protagonistin ist, beanspruchen ihre Großmutter und das Anwesen sehr viel Aufmerksamkeit.

"Bis heute hatte ich sie durch die Augen meiner anderen Großmutter betrachtet, meiner Großmutter, die ich nur Großmutter nannte, die keinen zusätzlichen Namen brauchte, weil sie das Original war, die Erstrangige, die Herrin des Anwesens, der Gefühle und unseres Lebens."

Alle Frauen des Anwesens haben Geschichten, die sie in sich tragen. Kern der Geschichte ist dabei, dass die Frauen keine Möglichkeit erhalten, sich mit den anderen darüber auszutauschen. Stattdessen ist das Leben geprägt von Misstrauen, Gleichgültigkeit und dem Absprechen von Gefühlen. Wer sich dem nicht fügt wird aussortiert.

"Vielleicht ging es ihr nicht einmal darum zu gewinnen, vielleicht hatte sie einfach für sich beschlossen, kein Opfer zu sein."

Die Geschichte hat mir zwar gut gefallen, ich wurde aber mit dem Schreibstil nicht warm. Die Sprünge zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit waren dabei aber nicht das Problem und auch nicht störend.

Die Figuren wurden mir auch nicht ausreichend gut porträtiert, sie blieben alle recht blass in ihrer Darstellung. Selbst Luise war für mich nicht richtig greifbar.

Alles in allem ein interessantes Buch mit zurückgebliebenen losen Fäden.