Mäßig

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mike nelson Avatar

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Mäßig. Trotz der eigentlich guten Idee. Ist doch eine Beerdigung immer auch ein Familientreffen und somit auch eine gute Chance, durch Rückblenden die Familiengeschichte aufzurollen, das Netz der Beziehungen zu analysieren, dunkle Kapitel und Familiengheimnisse zu offenbaren. Auf den etwas über 200 Seiten und übersichtlich kurzen Kapitel versucht Annika Reich genau dies in "Männer sterben bei uns nicht" in einer literarisch durchaus ansprechenden Sprache. Aber von Beginn an 'zündet' die Geschichte nicht so richtig, alles bleibt ein wenig zusammenhangslos und wage; es ist nett erzählt und man denkt als Leser häufig einfach 'mmhh, so ist das also'. Da ist die verstorbene dominante Großmutter, die Töchter, erwachsene Enkelinnen und die Zugehfrau. Zu Beginn zwei kurz nacheinander am See des Familiensitzes angeschwemmte, tote Frauen, die keine Geschichte bekommen, die nicht existenten Männer - nur ein zurückgelassenes Motorrad erinnert an einen Vater, der eine Familie irgendwann verlassen hat -, die Themen, die mit einem Tabu belegt sind... und die etwas depressiv-morbide Stimmung, die den Roman durchzieht. "Der See, an dessen Ufer es tote Frauen anschwemmte, eine nach der anderen; tote Frauen, die niemandem genug bedeuteten, tote Frauen, denen ich Geschichten angedichtet hatte, damit ihr Sterben einen Sinn ergab..."