Potenzial leider nicht genutzt

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stoepfel Avatar

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Ich hatte mich aufgrund der Leseprobe um ein Rezensionsexemplar beworben und dieses erhalten. Dafür vielen Dank an den Verlag und das Team von vorablesen.de. Leider konnte das Buch aus meiner Sicht die Erwartung nach dem Lesen des Anfangs nicht erfüllen. Unter normalen Umständen hätte ich das Buch vermutlich spätestens nach der Hälfte weggelegt.
Vielleicht bin ich einfach in der glücklichen Lage, dass mir derartige Familienkonstellationen fremd sind. Ich wartete während des ganzen Lesens immer darauf, dass nun der große Konflikt aufgetischt werden möge, irgendein Familiengeheimnis, etwas Großes, vielleicht auch Dunkles, leider kam nichts dergleichen. Stattdessen viele Wiederholungen, Schilderungen von vererbtem Schmuck, möglicherweise Metaphern, die ich aber nicht deuten kann. Schwierig fand ich auch ausführliche detaillierte Schilderungen, wer wann wie eine Teekanne wohin schafft oder dergleichen, ohne dass das Ganze einen dramaturgischen Zweck erfüllen würde. Möglicherweise hat das Buch therapeutischen Effekt für die Autorin oder für Menschen mit ähnlichen Erfahrungen – ich konnte den Konflikt höchstens erahnen.
Dabei ist die Grundidee, der Aufbau des Buches, schön. Auf der Beerdigung der Großmutter kommen eine gute Handvoll weiblicher Nachfahren/Verwandte zusammen und blicken zurück und auch ein wenig voraus. Dabei ist aber mehr Erinnern als Kommunizieren der Punkt. Richtig gut wäre gewesen, die Zeiten auch durch unterschiedlich Zeitformen grammatikalisch abzugrenzen – so brauchte ich manchmal eine Seite, bis ich mich in der Zeitebene orientiert hatte, aber das war machbar.
Was bleibt ist immerhin die Erinnerung an ein paar schöne sprachliche Bilder, zum Beispiel Füße, die weinen, wenn man sie am Steg aus dem Wasser zieht.