Schweres Erbe

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"Männer sterben bei uns nicht" erzählt von einem prächtigen Anwesen am See, das von Frauen mehrerer Generationen bewohnt wird. Wie der Titel schon verrät, sterben Männer dort nicht. Sie gibt es auf dem Anwesen gar nicht; Männer, die es einst gab, sind mit der Zeit verschwunden, werden totgeschwiegen und haben auf dem Anwesen schlicht keinen Platz. Denn aller Raum wird von der Großmutter eingenommen, die über die Familie herrscht wie eine Monarchin.
Ausgangspunkt des Romans ist nun die Beerdigung der Großmutter. Von Rückblenden geprägt, erzählt Luise, die Erbin des Anwesens, die Familiengeschichte.

Die Großmutter ist diejenige, die einst jeder ihren Platz und ihre Funktion innerhalb der Familie zugewiesen hat. Wenn man das Vorgegebene befolgte, gab es keine Probleme. Schwierig wurde es stets, wenn eine ausbrach und nicht dem dynastischen Vorgaben der Großmutter folgte, so wie Leni. Leni ist die ältere Schwester der Protagonistin Luise und als junges Mädchen plötzlich vom Anwesen verschwunden.

Das Anwesen und seine Bewohnerinnen bergen viele Geheimnisse. Mit seiner Anziehungskraft bindet es die Frauen an sich, obwohl es offensichtlich allen unmöglich ist, dort zuhause zu sein. Alle Frauen sind sich fern und fechten ihre ihre eigenen Kämpfe - zum Großteil auch miteinander - aus. An einer Stelle äußert die Protagonistin: "Meine Geburt hatte mich in die Nähe von Frauen geraten lassen, die mir nicht nahe waren." Sie alle sind Einzelkämpferinnen, die gegeneinander ausgespielt wurden. So herrschte immer viel Missgunst, was der Großmutter recht zu sein schien: "Dieses Misstrauen war der rote Faden, der sich durch unsere Leben zog", denkt Luise am Tag der Beerdigung.

Die Geschichte ist interessant zu lesen, da sie nur weibliche Figuren beinhaltet, die jede für sich die Last der Familiengeschichte trägt.
Die Frauen sind miteinander festgefahren. Ein Kritikpunkt des Romans ist deshalb, dass er etwas dahinplätschert, da nicht so viel zu passieren scheint. Das führt auch dazu, dass sich schlussendlich kein eindeutiges Bild zusammenfügen lässt.
Deutlich aber wird, dass Luise nicht nur die Erbin des Anwesens ist, sondern auch der Geschichten der Frauen, die damit so eng verflochten sind.