Spannende Geschichte, die leider nicht auserzählt wurde

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Puh! Da hat Annika Reich ja was angerichtet. Der Klappentext ihres Romans „Bei uns sterben die Männer nicht“ klingt schon mal verheißungsvoll.

Ein malerisches Anwesen am See voller Frauen, abwesende Männer, eine Großmutter, die über alles herrscht, zu erfüllende Rollenbilder und zwei tote Frauen. Das alles bildet einen explosiven Stoff für eine Familiengeschichte, in der es ums Dazugehören und Nichtgenügen geht, in der Geheimnisse eher die Regel als die Ausnahme sind, in der es Missgunst und Neid gibt, in der alle mehr oder weniger einen Knacks abbekommen haben.

Die Ich-Erzählerin Luise schildert all das am Tag der Beerdigung der Großmutter und in zahlreichen Rückblenden. Dass sie dabei diejenige ist, die am wenigsten von der Familiengeschichte weiß, scheint zunächst ein guter Griff zu sein.

Zum Ende hin wird dann allerdings klar, dass die Autorin die vielen losen Fäden nicht verbindet. Weder die Herkunft des Vermögens, die Verbindung zu Hitler, noch das Verschwinden der Ehemänner wird erklärt. Gerade auch das letzte Kapitel lässt mich noch ratloser zurück.

Die Story hatte so viel Potential, Hinweise wurden geschickt gestreut, die Spannung stieg, doch leider hat sich die Autorin darin verloren. Enden dürfen offen bleiben, Geheimnisse gewahrt werden, aber hier wurde einfach keine Geschichte draus. Am Ende bleibt ein großes Fragezeichen zurück.