Ich hatte andere Erwartungen

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falo65 Avatar

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Judith, eine junge Frau aus einfachen Vehältnissen, arbeitet als Kunstexpertin bei einem Londoner Auktionhaus für Bilder. Zufällig trifft sie eine Schulfreundin, die ihr einen Zweitjob in einem Abendclub als Hostess verschafft. Dort findet sie schnell einen Stammkunden, der für Umsatz und reichlich Trinkgeld sorgt. In ihrem Hauptjob kommt sie unsauberen Machenschaften ihres Vorgesetzten auf die Spur und wird prompt gefeuert. Zum Trost lädt ihr alternder Verehrer sie und ihre Freundin Leanne zu einem Wochenende an die Cote d'Azur ein. Die jungen Frauen möchten sich auch mal ohne ihren Begleiter vegnügen, und stellen ihren Begleiter mit einem Tablettencocktail ruhig. Dies geht aber komplett schief, denn amm nächsten Tag finden die beiden die Leiche des Begleiters im Hotelzimmer. Um Ärger zu vermeiden, beseitigen die beiden ihre Spuren und verschwinden. Judith gibt Leanne etwas Geld und kauft ihr ein Ticket zurück nach London, sie selbst reist mit dem Zug nach Italien, wo sie in einem kleinen Küstenort erneut auf Steve trifft, den sie an der Cote d'Azur kennengelernt hat. Steve schippert mit seiner Luxusyacht die Mittelmeerküste entlang, und lädt Judith ein, ihn zu begleiten. Judith hilft Steve bei der Beschaffung wertvoller Informationen. Mit Steves Hilfe fängt Judith an, sich als Kunsthändlerin zu etablieren. In Rom trifft sie auf einen Geschäftspartner ihres ehemaligen Chefs, der ebenfalls in unsaubere Geschäfte verwickelt ist. Judith tötet auch ihn, nimmt ihm ein teues Bild ab, und steigt in das vom Toten eingefädelte Geschäft ein. Mit viel Intelligenz sorgt sie dafür, dass der Kunde den Kaufpreis an sie zahlt, und ihr Ex-Chef geht leer aus. im Verlauf des Buches setzt Judih ihre Kunsthändlerkarriere zielstrebig fort. Bei der Wahl ihrer Mittel ist sie dabei wenig zimperlich, sie schreckt weder vor Mord noch vor dem Einsatz ihres Körpers zur Zielerreichung zurück.

Die Handlung des Romans - übrigens als Ich-Erzählung von Judith gestaltet- kommt nur schleppend in Gang, der erste Teil des Buches ist fast überfrachtet mit Modebegriffen, Markennamen und Beschreibungen von Einkäufen. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich als Mann kein Shopping-Gen mitbekommen habe, aber diese Stellen haben mich ermüdet und zunehmend gelangweilt. Deutlich besser gefallen haben mir die Stellen, in denen Bezug auf Kunstwerke genommen wird, z.B. die Szene am Hotelpool, in der Judith ihren halbnackt speisenden Sugardaddy mit einem lebendig gewordenen Portrait Lucian Freuds vergleicht. Die Ich-Erzählung gibt dem Leser die Möglichkeit einen tiefen Einblick in Judiths Gedanken und Beweggründe zu nehmen. So erinnert sich Judith daran, das Geldeintreiber die Wohnung der elfjährigen Judith und ihrer alkoholkranken Mutter ausräumten. Bei diesem offensichtlich sehr prägendenden Erlebnis fasste Judith den Entschluß, dass sie nie wieder so arm sein wolle. Dies erklärt sicherlich auch die Bedingungslosigkeit, mit der Judith ihre Ziele verfolgt.
Der zweite Teil des Buches ist dann mehr der angekündigte Kunst-Thriller und konnte mich etwas versöhnen. Die Spannungskurve nahm zu und ich wollte dann doch wissen, wie die Geschichte ausgeht. Gefallen hat mir die Erwähnung vieler Kunstwerke, die mir bis dahin zum Teil nicht bekannt waren und die mich immer wieder dazu gebracht haben, im Internet nach diesen Bildern zu recherchieren.
Zumindest diskussionswürdig sind sicherlich noch die sehr detailliert dargestellten Sexszenen. Diese lassen sicherlich eine Menge Schlüsse über Judith zu, ob sie aber so explizit iin der Darstellung sein müssen ist fraglich. Meiner Meinung nach wären weniger Details und mehr Platz für Fantasie mehr gewesen, aber vielleicht ist seit "50 shades of grey" so etwas ja nicht mehr angesagt.

Insgesamt ein Buch das bei mir die Erwartungen, die die ersten Beschreibungen gweckt hatten, nicht erfüllt hat, im zweiten Teil aber ganz passabel unterhält mit einer Protagonistin, die sympathisch bleibt, obwohl sie für die Erreichung ihrer Ziele die Schranken von Moral und Gesetz immer wieder überschreitet.