Magdalenas Garten

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elohym78 Avatar

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Magdalena, eine junge Kartografin ist auf der Suche nach ihrem Vater. Sie hat ihre Mutter früh bei einem Unfall verloren und wuchs bei ihren Großeltern auf. Die beiden schwiegen sich beharrlich über Magdalenas Vater aus. Das einzige was sie in Erfahrung bringen konnte, ist ein Foto von ihrer Mutter und einem Italiener, aufgenommen in einer Gaststätte irgendwo in Italien. Da ihre Familie ihr nicht weiterhilft, lernt Magdalena an der Volkshochschule italienisch und fährt in ihrem Urlaub als Reisebegleiterin nach Italien, immer auf der verzweifelten Suche nach ihren Wurzeln.

In einer kleinen Gaststätte auf Elba findet sie die Wand, an der das Foto enstanden ist. Die Wahrheit plötzlich so nah, ist erschreckend. Durch einen Rollerunfall verpasst Magdalena ihre Fähre und den Reisebus. Kurz entschlossen und dank der Hilfe von Nina und Matteo beschließt sie, auf Elba zu bleiben und die Suche fortzusetzen.

Magdalena lernt viele neue Menschen kennen, teils unerwartet hilfsberteit, teils feindlich. Oft denkt sie, dass sie ihren Vater gefunden hat und rennt doch nur einem Hirngespinnst hinter her. Dabei lernt sie sich und die Menschen in ihrer Umgebung mit anderen Augen zu sehen.

Das Cover finde ich sehr ansprechend. Es zeigt den Blick aus einem geöffneten Fenster auf's Meer. Ein verwilderter Garten, der Ast eines Zitronenbaums lugt über das Fenster, ein angeschlagener Tontopf. Das Cover wirkt verträumt, sommerlich und verspricht ein Buch, welches zum Träumen aber auch zum Nachdenken anregt.

Der Schreibstil von Stefanie Gerstenberger ist ruhig, verträumt aber auch eindringlich. Sie beschreibt die Landschaft wunderbar und ich konnte die staubige Straße und die Hitze auf der Zunge spüren, aber auch den Duft nach Sommer und Lebensfreude. Einfühlsam, witzig und stellenweise schockierend erzählt die Autorin die Geschichte von Magdalena. Eigentlich sollte es nur die Suche nach ihrem Vater sein, aber was Magdalena findet, ist etwas ganz andere: Sich selbst. Von der unbeholfenen, schüchternen, eher etwas langweiligen jungen Frau mausert sie sich zu einer selbstbewußten Frau, die vor der Wahrheit nicht länger davon läuft und auch mal Unliebsames in Kauf nimmt. Sie macht eine Drehung um 180 Grad und schafft es, ihren kleinen Kosmos zu verlassen und andere an ihrem Leben aktiv teilnehmen zu lassen, aber auch, dass andere Menschen Probleme haben und sich nicht alles nur um sie dreht.

Auch die anderen Charaktere hat die Autorin wurderbar ausgearbeitet. Die hilfsbereite Nina, die selber an Problemen zu zerbrechen droht, Matteo, den schweigsamen Helfer in der Not, Roberto, der etwas unnahbare Gigolo und natürlich Holger der schwule Frisör. Alle spielen eine wichtige Rolle in Magdalenas Leben auf Elba und wurden wunderbar in die Geschichte integriert.

Mein Fazit: Ein lesenswertes Buch auf ganzer Linie!