Zeitgeschichte und Familiengeschichte - empathisch erzählt
Sarah Höflich hat einen Debütroman geschrieben, der den routinierten Schreibstil eines langjährigen Schriftstellers vermuten ließe. Mit hat die Leseprobe wunderbar gefallen. Derr Roman beginnt im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs und spielt in Dresden. Anni, die Tochter einer preußischen Adeligen und eines Tiroler Bergbauernsohns mit musikalischem Ausnahmetalent. Noch lebt man in der Familie nach außen hin wie in alten Zeiten, es gibt Hausmädchen und man lädt zur Hausmusik. Aber der Hintergrund ist bereits düster, der älteste Sohn Siegfried ist gefallen, Annis Zwillingsbruder Tristan ist Pilot, fliegt über den Ärmelkanal und stürzt ab. Noch ist unklar, wie er weiterleben wird, ein irischer Militärarzt hat ihm zumindest das Leben gerettet, vor der Gefangenschaft wird er ihn nicht bewahren können. Immer wieder fliegen die Gedanken zwischen Anni und Tristan hin und her, ihre Bindung ist eine ganz besondere. Anni hat nach ihrer Kriegsheirat mit Fritz ein Kind bekommen. Clara heißt die Kleine, benannt nach der berühmten Clara Schumann. Wie wird das Leben weitergehen? Wird es Annis Vater gelingen, einen halbjüdischen Geiger vor der Deportation zu retten? Wird Anni ihren Bruder und den Ehemann wieder sehen? Was steht der Familie bevor, wenn im Februar 1945 fast die ganze Stadt und mit ihr Tausende Menschen verbrennen? Ich möchte gerne weiterlesen, eigentlich sofort.
Dieses Zitat ist mir besonders in Erinnerung geblieben von den ersten 49 Seiten: „Maikäfer flieg. Anni und er [Tristan] waren einander mehr Glaube als jedes Kirchenlatein.“ Das Maikäferlied begleitet die zwei Geschwister, auch wenn sie fern voneinander sind. Ein schönes, aber auch beklemmendes Bild.
Dieses Zitat ist mir besonders in Erinnerung geblieben von den ersten 49 Seiten: „Maikäfer flieg. Anni und er [Tristan] waren einander mehr Glaube als jedes Kirchenlatein.“ Das Maikäferlied begleitet die zwei Geschwister, auch wenn sie fern voneinander sind. Ein schönes, aber auch beklemmendes Bild.