Packender Schicksalsroman aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges

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Buchinhalt:

Frühjahr 1945: der Zweite Weltkrieg ist auf seinem Höhepunkt, die Engländer zerstören Dresden, die Heimat von Ani. Zusammen mit ihrer kleinen Tochter und dem jüdischen Musiker Adam flieht Anni aus der Feuerhölle. Doch wohin sollen die drei sich wenden?

Währenddessen wird Annis Zwillingsbruder Tristan, Leutnant der Luftwaffe, über England abgeschossen. In Kriegsgefangenschaft verliebt er sich in die Lazarettschwester Rosalie, doch für das ungleiche Paar scheint es keine Zukunft zu geben. Dennoch steht sowohl für Anni als auch für Tristan fest: die Liebe ist stärker als alles andere...


Persönlicher Eindruck:

Maikäferjahre ist ein athmosphärisch dichter, mitreißender und berührender Weltkriegsroman mit starken Figuren. Erzählt wird in zwei Erzählsträngen, einerseits die Geschichte von Anni und Adam, ihrer Flucht aus dem brennenden Dresden bis nach Tirol, auf der Suche nach einer Bleibe und dem nackten Überleben und andererseits die Geschichte von Tristan, dem Jagdflieger, der nach einem Absturz in England ums Überleben kämpft. Beide Geschwister hält der Gedanke aufrecht, dass der jeweils andere noch lebt und ein Wiedersehen nach dem Krieg möglich ist.

Die Einbettung in den historischen Kontext hat mir gut gefallen, schonungslos und authentisch schildert Autorin Höflich sowohl das Grauen der Bombennächte im kriegszerstörten Dresden, als auch das Schicksal der europäischen Juden. Dazwischen bekommt der Leser Einblick in das kulturelle Leben der Musikerfamilie von Anni und Tristan, das sich vor dem Krieg zwischen Semperoper, Konzerthäusern und im gehobenen Bürgertum abspielte.

Es gibt insgesamt der Hauptfiguren: zum einen ist da Anni, Tristans Zwillingsschwester. Ohne ein Lebenszeichen ihres Mannes Franz und mit ihrer neugeborenen Tochter sucht sie nach einem neuen Zuhause – zusammen mit Adam, einem begnadeten Geiger und Protegé von Annis Vater. Adam ist Jude, entkommt nur knapp dem Holocaust und verspricht Anni, sie und Clara in Sicherheit zu bringen. Der Dritte ist Tristan, Annis Bruder. Seine Geschichte fand ich in Teilen nicht glaubwürdig, denn so, wie es Höflich da beschreibt, ist das Ganze allerhöchstens Wunschdenken. Tristan wird hier von einem irischen Arzt gepflegt, von einem englischen Weltkriegsveteran an Sohnes Statt angenommen – und das alles, obwohl er Jagdflieger bei der Wehrmacht ist und der Inbegriff des Deutschen: ein Nazi, der Feind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was Tristan in England widerfährt, tatsächlich so stattgefunden haben könnte. Nirmand hätte den feindlichen Offizier in dieser Form gepflegt und über seine Herkunft hinweggesehen.

Sei es, wie es ist – insgesamt ist Maikäferjahre spannend, packend und absolut mitreißend. Ich konnte das Buch nur schwer weglegen, als ich einmal beim Lesen eingetaucht bin in diese Epoche deutscher und europäischer Geschichte. Nichts desto trotz bleibt an manchen Stellen ein bisschen unglaubwürdige heile Welt in Zeiten des Krieges, die man sich zwar gewünscht hätte, die so aber schwer oder gar nicht möglich war, bedenkt man die Folgen für Coventry oder wie in diesem Fall Dresden.

Ein spannender Roman, den ich trotz kleiner Schwächen absolut weiter empfehlen kann.