Spannend und berührend

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Maikäferjahre ist mein erstes Buch von Sarah Höflich. Der historische Roman hat mich begeistert und tief berührt.
Dresden, 1944: Anni lebt mit ihrer neugeborenen Tochter Clara bei ihren Eltern. Ihr Vater Gottlieb ist Violinist bei der Sächsischen Staatskapelle, der älteste Sohn Siegfried ist gefallen, Annis Zwillingsbruder Tristan und ihr Mann Fritz kämpfen beide an der Front.
Gottlieb versteckt unter Einsatz seines Lebens den jungen halbjüdischen Geiger Adam Loewe. Im Februar 1945, als Dresden in einer Nacht fast vollständig zerbombt wird, schafft Anni es mit Adams Hilfe, dem Inferno zu entkommen. Mit der neun Monate alten Clara und Gottliebs Geige, einer Guarneri, brechen die Drei zu einer Odyssee durch das zerstörte Europa auf. „Amerikaner, Deutsche, Tschechen, Russen – sie alle verfolgten ihre eigenen Ziele. Und dazwischen mäanderten Millionen von Flüchtlingen unterschiedlichster Herkunft.“ (S. 165)
Währenddessen stürzt Tristan mit seinem Flugzeug in England ab. Im Krankenhaus in Portsmouth verliebt er sich in die Krankenschwester Rosalie. Ihre Liebe stößt von allen Seiten auf Widerstand. Die Situation eskaliert, als Rosalies Bruder verwundet aus dem Krieg heimkehrt, er duldet keinen „kraut“ in seiner Familie. Doch Rosalie kämpft um ihre Liebe. Ihr Vater beschafft Tristan eine Anstellung auf der Isle of Wight, wo sich die beiden regelmäßig treffen können.
Die Kapitel erzählen abwechselnd von Annis und Adams Reise von Dresden über Karlsbad, Bayreuth und München bis nach Tirol und Tristans Leben in Portsmouth und auf der Isle of Wight. Anni muss sich mehrfach sexueller Übergriffe erwehren, Adam wird mit Antisemitismus konfrontiert. Tristans Leben in England ist direkt nach Kriegsende von Deutschfeindlichkeit geprägt, was nicht verwunderlich ist. Es gibt nur wenige, die Tristan unterstützen, so wie Reverend Thomas: „Nur die Sieger, die fähig sind, ihre einstigen Feinde zu umarmen, haben ihren Sieg wirklich verdient.“ (S. 230)
Maikäferjahre hat mich berührt und gefesselt, voller Spannung habe ich Annis und Adams und Tristans und Rosalies Geschichte verfolgt. Das Buch endet in Tirol mit einem überraschenden Twist, der nach einer Fortsetzung schreit. Von mir eine große Leseempfehlung für alle, nicht nur für Leser*innen von historischen Romanen.